Gestern, Freitag, verkündete die Bundesregierung die Verlängerung der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus bis Ostermontag. Gleichzeitig wurde von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) beteuert, dass die „Maßnahmen zu wirken beginnen“. Aus den Zahlen lässt sich dies jedoch nicht ableiten.
Verdoppelungszeitraum ausgeweitet
Anschober erhält in seiner Argumentation Verstärkung von Experten der Technischen Universität Wien. „Als sich COVID-19 in Österreich auszubreiten begann, verdoppelte sich die Zahl der bestätigten Fälle alle 2 oder 2,5 Tage. In den letzten Tagen wurde der tägliche Zuwachs geringer, nun ist von einer Verdoppelungszeit im Bereich von 4-6 Tagen auszugehen“, heißt es in einer Aussendung der TU, die darin ihre Rechenmodelle bestätigt sieht.
Doch auch die Wissenschaftler sitzen hier möglicherweise einem Irrtum auf. Denn dass die Zahl der infizierten pro Tag prozentuell nun geringer wächst als noch vor einer Woche, liegt primär an der limitierten Anzahl an Corona-Tests. Diese Zahl bewegte sich, wie unzensuriert bereits berichtete, von 17. bis 20. März zwischen 1.699 und 1.889 Tests pro Tag. Davor waren es wesentlich weniger. Seit 25. Februar lag der Maximalwert bei 886 pro Tag. Am 8. März, als die Krise schon bekannt war, wurden nur 201 Testungen durchgeführt.
10,53 Prozent positive Tests bis 15. März, 20,52 Prozent danach
Der 16. März ist auch jener Tag, an dem die rigorosen Maßnahmen volle Geltung erlangten. Vergleichen wir als, was bis dahin geschah und was danach.
Von 25. Februar bis 15. März wurden insgesamt 8.167 Corona Tests durchgeführt, davon waren 860 Personen mit Corona infiziert, das sind 10,53 Prozent. Von 16. bis 20. März wurden 7.446 Tests durchgeführt, davon wiederum fielen 1.528 positiv aus. Das sind 20,52 Prozent.
Würden die Maßnahmen, wie nun Minister Anschober behauptet, tatsächlich wirken, so müsste der Anteil der positiv getesteten Personen sinken und nicht steigen bzw. sich gar verdoppeln.
Begrenzte Tests, daher weniger bekannte Infizierte
Dass die Zahl der (bekannten) infizierten Personen prozentuell nicht weiterhin so rasant wächst, liegt also vor allem daran, dass die Zahl der Testungen zwar erhöht wurde, aber bei weitem nicht jeder, der bei sich Corona-Symptome vermutet, tatsächlich untersucht wird. Wäre das der Fall, würden die Zahlen nach wie vor nach oben schießen.
Nur flächendeckende Tests bringen Sicherheit
So lange die Testungen nicht flächendeckend oder zumindest bei allen Personen mit Symptomen vorgenommen werden, lässt sich daher kaum beweisen, dass die Maßnahmen der Regierung wirken. Freilich kann daraus auch nicht abgeleitet werden, dass sie nicht wirken. Das schwarz-grüne Selbstlob nach nur fünf Tagen ist aber jedenfalls völlig unangebracht.