Inzwischen sorgt das Coronavirus auch in Österreich für Unruhe: Am Mittwoch Vormittag traf es gleich eine ganze Schule, die von der Polizei isoliert wurde. Eine Lehrerin des BGRG Albertgasse in Wien-Josefstadt hatte nach einer Italienreise grippeartige Symptome gezeigt und wurde auf das Virus mit dem amtlichen Namen SARS-CoV-2 getestet. Es entwickelte sich eine Kontroverse um das Vorgehen der Exekutive, die FPÖ fordert jetzt in einer parlamentarischen Anfrage Antworten von ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann.
Schule stundenlang abgeriegelt
Rund vier Stunden soll der großangelegte Einsatz der Polizei gedauert haben: Die Albertgasse im achten Wiener Gemeindebezirk wurde abgesperrt, die Schüler konnten das Gelände nicht verlassen. Selbst Wiens umstrittener roter Gesundheitsstadtrat Peter Hacker fand den Einsatz “ein bissl übertrieben” und merkte an, dass solche Einsätze nur auf der Grundlage von Testergebnissen fallen dürften. Wie der an der Lehrerin durchgeführte Test auf das Coronavirus nämlich zeigte, war die Frau nicht mit dem Virus infiziert.
Bildungsministerium soll verantwortlich sein
Die Aktion sei im Auftrag der Gesundheitsbehörde erfolgt, sagte dazu eine Polizeisprecherin – die Verantwortung für die Sperre der Schule weist Hacker jedoch von sich: Angeblich sei die Anweisung direkt aus dem Bildungsministerium gekommen, die Wiener Behörden sollen über das drastische Vorgehen nicht einmal informiert gewesen sein. Wie Der Standard berichtet, sagte Hacker, dass “offensichtlich der Generalsekretär im Unterrichtsministerium die eigene Botschaft ‘keine Panik’ übersehen” hätte. Schließlich gebe es in Wien 700 Schulen, und allein 13.000 Menschen in der Bundeshauptstadt wären zur Zeit als Grippe-Patienten gemeldet, so der Sozialdemokrat. Solche Maßnahmen hätten “immer mit Maß und Ziel” zu erfolgen. Dass die betroffene Lehrkraft am Mittwoch überhaupt nicht zur Arbeit erschienen war, sondern zu Hause blieb, machte die Sache dann nicht weniger kurios.
Informationspolitik und Notfallpläne im Fokus
Um das vermeintliche Behördenversagen rund um das BGRG in der Josefstadt aufzuklären, richteten freiheitliche Abgeordnete um Bildungssprecher Hermann Brückl eine parlamentarische Anfrage an das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung: Mit 27 Punkten muss sich jetzt Bildungsminister Faßmann befassen, der – zumindest laut Gesundheitsstadtrat Hacker – für den Freiheitsentzug der Schüler verantwortlich zeichnet. So wollen die Abgeordneten etwa wissen, wann, durch wen und auf welcher Rechtsgrundlage die Abriegelung der Schule erfolgte.