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Der letzte erhaltene Radschleppdampfer “Oskar Huber” (Baujahr 1922) liegt als Museumsschiff am Duisburger Hafen vor Anker.

16. Jänner 2020 / 15:43 Uhr

Auf Schimanskis Spuren durch den größten Binnenhafen der Welt

Schimanski ist Kult. Wenn Götze George ist seiner Parade-Rolle als Polizeikommissar Horst Schimanski seine Fälle im Hafen-Stadtteil Ruhrort löste, war dort viel los. Heute erinnert die Horst-Schimanski- Gasse an den 2016 verstorbenen Schauspieler.

Seit 1905 zu Duisburg gehörend, liegt Ruhrort an der Mündung der Ruhr in den Rhein. Ideale Voraussetzung also für den Duisburger Hafen. Seine Geschichte reicht bis ins Jahr 1715 zurück. Damals fasste der Magistrat von Ruhrort den Beschluss, ein Hafenbecken zu bauen; die dazugehörigen Baumaßnahmen begannen noch im Herbst desselben Jahres.

20.000 Schiffe und 25.000 Züge pro Jahr

Mit einer Gesamtfläche von zehn Quadratkilometern ist der Duisburger Hafen der größte Binnenhafen der Welt. 131 Millionen Tonnen Güter wurden hier zuletzt bewegt. Mehr als 20.000 Schiffe (2.000 davon flussgängig) und 25.000 Züge steuern den Hafen jährlich an. Ihre Reichweite reicht vom Ruhrgebiet und Ostwestfalen (NRW) bis zu den Häfen Europas und Asiens. Die Logistik ist also ein Wirtschaftsfaktor für den örtlichen Wirtschaftsstandort. Im Rahmen von Hafenrundfahrten kann sich der Besucher ein eigenes Bild von den Anlagen machen.

Direkte Anbindung an die “neue Seidenstraße”

Duisburg ist inzwischen auch an die „neue Seidenstraße“ angeschlossen. Die Zugverbindung von Duisburg in die chinesische Stadt Chongqing ist mehr als 11.000 Kilometer lang. Duisburg sieht sich als Eingangstor für chinesische Unternehmen, die im Ruhrgebiet investieren möchten. Doch auch für deutsche Unternehmen ist der ostasiatische Markt zunehmend interessant. Deutsche Produkte stehen nach ihren Erkenntnissen für beste Qualität und lange Haltbarkeit – die Nachfrage chinesischer Haushalte nach ausländischen Produkten verlief in den vergangenen Jahren steigend.

Parade-Familienunternehmen Haniel

Mit der Franz Haniel & Cie. GmbH kann Ruhrort ein klassisches Traditionsunternehmen vorweisen. 1759 von Franz Haniel gegründet, befindet sich das Unternehmen mit mehr als 18.000 Mitarbeitern und rund 4,6 Milliarden Euro Jahresumsatz auch heute noch fest im Familienbesitz. Haniel liegt damit auf Platz vier unter den 500 größten Familienunternehmen Deutschlands. Das Recycling und der Handel mit Rohstoffen für die Edelstahlindustrie gehört genauso zum Portfolio wie Fisch-Verarbeitungssysteme oder die Vermietung und der Verkauf von Berufsbekleidung sowie Waschraumhygiene, um nur einen kleinen Einblick in die vielfältigen Unternehmensaktivitäten zu bieten.

Mit dem Franz-Haniel-Museum stellt das Unternehmen seine eigene Geschichte aus. Es ist im ältesten Gebäude Ruhrorts, dem ehemaligen Wohnhaus und Gründerhaus des Unternehmens Haniel, untergebracht, kann aber nur auf Anfrage besichtigt werden.

Letzter erhaltener Schaufelrad-Schleppdampfer als Museum

Womit wir auch schon beim zweiten Stadtbein des Stadtteils wären: Es gibt nicht nur die Mühlenweide als Veranstaltungsort, die Rheinorange (eine Skulptur von Lutz Fritsch) und das Echo des Poseidon (eine Groß-Skulptur von Markus Lüpertz) – mit dem Radiomuseum und dem Museum der Deutschen Binnenschifffahrt (einschließlich des Museumsschiffs Oscar Huber) gibt es auch die sogenannte Hochkultur.

Tjalk-Nachbau in Originalgröße

Das Binnenschifffahrtsmuseum ist im örtlichen Schwimmbad untergebracht. Das Museum gibt es seit 1979; am jetzigen Standort befindet es sich seit 1996. Sowohl im ehemaligen Herrenschwimmbad, als auch in seinem Gegenstück für die Damen stellt die Dauerausstellung das Leben an Bord sowie die Bedeutung der Binnenschifffahrt und des Duisburger Hafens vor. Prunkstück ist dabei eine Tjalk, die im Herrenbad im Originalmaßstab ausgestellt ist (eine Tjalk historischer holländischer, einmastiger Segelschiff-Typ für Gütertransport im und am flachen Wattenmeer).

Kooperation von Künstlern, Bürgern und Unternehmern

Das “Kreativquartier Ruhrort” wurde – als Initiative – 2010 ins Leben gerufen. Es ist ein Zusammenschluss von Künstlern, Kulturschaffenden, Kreativwirtschaftlern, Intellektuellen und Kreativen, aber auch anderen Bürgern, Geschäftsleuten und Unternehmen, die sich kulturell für den Stadtteil engagieren möchten. Die Anlaufstelle liegt im evangelischen Gemeindehaus auf der Dr.-Hammacher-Straße. Dort finden regelmäßig Konzerte, Ausstellungen, der öffentliche Bücherschrank und andere Veranstaltungen statt. Das Kreativquartier ist quasi eine idealistische Fortsetzung der Kulturhauptstadt Europa 2010 und der zeitgleich stattfindenden “Duisburger Akzente”.

Kult-Lokale im Wandel der Zeit

Mit der Schifferbörse und dem Café Kaldi gab es auch eine Zeitlang durchaus ansprechende Gastronomie. Die Schifferbörse wurde 1901 eingeweiht und war damals eine Art Ordnungsfaktor, die den freien Warenhandel auf dem Rhein regulieren sollte. Die Geschäfte wurden zuvor auf offener Straße abgewickelt. Die Schiffer wurden dabei häufig durch falsche Frachtraten oder überteuerte Frachtraten übers sprichwörtliche Ohr gehauen. Woran es gelegen hat, dass sich beide Restaurationen trotz hoher Qualität nicht halten konnten, sei einmal dahingestellt.

Seit 2018 dient die Schifferbörse nur noch als Veranstaltungsort, der tägliche Restaurant-Betrieb ist eingestellt. Das Kaldi wurde unter seinem alten Namen “Zum Anker” zwar 2017 wiedereröffnet, aber nur für den Tagesbetrieb – für das Abendgeschäft gebe es laut dem Betreiber leider kein Publikum in Ruhrort…

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