Jetzt hat der Boom des Digitalgeldes offensichtlich auch die Europäische Zentralbank (EZB) erfasst. Sollte der Privatsektor im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr nicht schnellere und günstigere Angebote auf den Markt bringen, dann wäre die EZB bereit, eine eigene europäische Digitalwährung zu entwickeln. Ein Strategiepapier, das in der EZB zirkuliert, beschäftigt sich mit der Tatsache, dass technologische Innovationen die Art und Weise, wie Massenzahlungen durchgeführt werden, rasch revolutionieren können. Hand in Hand damit würde ein Rückgang der Barzahlungen gehen.
Sollten entsprechende Fortschritte des Privatsektors, um eine innovative und effiziente in ganz Europa gültige Zahlungslösung aufzusetzen, nicht stattfinden, dann wäre unter Umständen eine digitale Zentralbank-Währung ein Ausweg.
Digitale Zentralbank-Währung als gesetzliches Zahlungsmittel
Eine solche Lösung müsste laut EZB-Strategiepapier so aufgesetzt sein, dass diese digitale Zentralbankwährung den Status eines gesetzlichen Zahlungsmittels habe. Dies wäre dann auch der Garant dafür, dass alle Nutzer den unmittelbaren Zugang zu einem billigen und einfachen Zahlungsmittel hätten. Ein Grund für die EZB-Überlegungen ist auch, dass man nicht von „externen“, d.h. globalen Anbietern abhängig sein wolle, sondern eine eigene Lösung im Portfolio haben wolle. Wie sich etwa in den USA zeigt, ist der Widerstand der Politik und der Finanzmarktaufsicht gegen neue “Privatlösungen”, wie die für kommendes Jahr geplante Facebook-Währung Libra, enorm.