Glaub’ nicht alles, was in der Zeitung steht! Dieser Satz trifft derzeit wohl auf kein anderes Medium besser zu, als auf oe24. Denn in dieser Fellner-Postille nehmen Gegendarstellungen inflationäre Ausmaße an.
Zwei medienrechtliche Anzeigen
Am Sonntag, 10. November, sind auf der Startseite von oe24 gleich zwei medienrechtliche Anzeigen zu finden. Eine Gegendarstellung über den Antrag der Salzburger FPÖ-Chefin Marlene Svazek aus Anlass des Artikels „Wer in der Spesenaffäre in der FPÖ noch zittern muss“ und eine Mitteilung gemäß § 8a Absatz 5 Mediengesetz über Antrag von Juri Sagaydak aus Anlass des Artikels „Ex-KGB-Agent erhielt Aufenthalts-Genehmigung in Österreich“.
Schlagzeile stellte sich als Falschmeldung heraus
Die Richtigstellung in der Svazek-Geschichte interessiert kaum noch jemanden, ist sie doch schon Wochen her. Damals, am 18. Oktober, hatte oe24 eine Schlagzeile produziert, die sich offensichtlich als Falschmeldung herausstellte. Die Politikerin Svazek hat man damit aber prominent angepatzt – die Gegendarstellung, quasi eine Entschuldigung für die schlechte Recherche des Blattes, geht völlig unter.
Schäbiger Anpatzversuch gegen FPÖ-Politiker
Dass die oe24-Redakeure keine Weltmeister bei der Recherche sind, zeigte auch die Schlagzeile über den FPÖ-Nationalratsabgeordneten Wolfgang Zanger, dem vorgeworfen wurde, für ein Bild vor einer ehemaligen “Hakenkreuzwand” in Salzburg posiert zu haben. Auslöser war der etwas weit hergeholte Vorwurf der Salzburger SPÖ, dass Zanger auf einem Sujet zu sehen sei, das im Hintergrund eine Bergwand in Salzburg (Ramingstein, Lungau) zeige, auf der während der NS-Zeit ein Hakenkreuz im Felsen zu sehen war, das man nach dem Krieg übermalte. Das Pech daran: Die Aufnahmen zeigen tatsächlich einen Berg aus der Steiermark. Die entsprechende Aussendung hat die SPÖ mittlerweile gelöscht.
Für Fellners Krawallblatt zählt die Schlagzeile
Oe24 hat diesen schäbigen Anpatz-Artikel später, als die FPÖ aufklärte, umgeschrieben. Allerdings wäre es von Anfang an Aufgabe des Journalisten gewesen, den Betroffenen um eine Stellungnahme zu bitten, bevor man einen solchen Mist ins Blatt hebt. Das lernt jeder Redakteurs-Aspirant schon zu Beginn seiner Tätigkeit. Aber für Fellners Krawallblatt zählt offensichtlich nur die Schlagzeile gegen die FPÖ, ob sie stimmt, oder nicht.
Drecksarbeit für künftige Regierung
Der üble Bericht über Zanger könnte schon die nächste Gegendarstellung sein, die oe24 bringen muss. Doch leider tun es sich nur wenige Politiker und Bürger an, die Verlage tatsächlich zu klagen, wenn über sie faktenwidrig berichtet wird. In diesem Wissen dürfte Wolfgang Fellner mit seinen Medienprodukten agieren. Und die Kosten der verlorenen Prozesse machen locker die Einnahmen aus den politischen Inseraten der künftigen Regierung wett, für die oe24 – so könnte man jedenfalls meinen – schon im Vorfeld die Drecksarbeit erledigt.