Der offene Posten des IWF-Chefs, der nach der Strauss-Kahn-Affäre neu besetzt werden muss, ist Anlass für weltpolitische Konflikte: Europa möchte "traditionellerweise" einen Europäer an der Spitze des Währungsfonds sehen, die sogenannten Schwellenländer kritisieren angesichts Europas relativer wirtschaftlicher Schwäche diese Vorgehensweise – und senden einen eigenen Kandidaten ins Rennen. Die französische Spitzenkandidatin für den Posten, Christine Lagarde, die quer durch Europas Medien breiteste Unterstützung erfährt, erhält nun einen Kontrahenten aus Mexiko.
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Agustin Carstens, der Chef der mexikanischen Notenbank, geht mit den Europäern hart ins Gericht. In einem Interview mit der ZEIT erläutert er seine Verwunderung darüber, dass Europa nur einem Europäer die Verbesserung der Situation zutraut: "Mit einem frischen Blick von außen kann man die Dinge doch sogar objektiver sehen."
Carstens drückt sich im Interview sehr diplomatisch aus. Auf die Frage, ob ein Mexikaner die Pleite-Staaten "besonders hart anpacken" würde, antwortet er bloß, "harte Entscheidungen" von den Ländern selbst zu erwarten. Auch möchte er sich für die währungspolitische Einigkeit Europas – also gegen eine Hartwährungszone – einsetzen. Der Ökonom, der im Gegensatz zu Frankreichs Finanzministerin Lagarde bereits in der Bankenführung und mit Staatsbankrotten Erfahrung hat, sieht sich als optimale Besetzung für den Posten. Doch auch, wenn abermals ein Europäer an die Spitze des IWF kommt, wäre Carstens zufrieden damit – "wenn der Prozess dorthin offen und vertrauenswürdig war".