Mehr als 1300 Flüchtlinge aus Lybien landeten vergangenes Wochenende auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa. Vier Boote, welche ein Aufklärungsflugzeug im Kanal von Sizilien zuvor gesichtet hatte, brachten Samstag Nacht 1041 nordafrikanische Migranten auf die Insel, darunter 122 zum Teil schwangere Frauen sowie 33 Kinder. An den Hilfsaktionen beteiligten sich vier Patrouillenboote, darunter zwei der Küstenwache und zwei der Finanzwache. Am Sonntag in der Früh erreichten rund 300 weitere Bootsflüchtlinge die Insel, sodass sich am Abend insgesamt 2050 Einwanderer auf der nur etwa 4000 Einwohner zählenden Insel aufhielten. Der Großteil der Flüchtlinge wurde zwischen Sonntagabend und Montag in der Früh mit einer Fähre nach Sizilien und auf das italienische Festland gebracht, um in andere Flüchtlingslager überstellt zu werden.
Foto: European People's Party/Wikimedia
Der wiederholte Flüchtlingsanstrum auf Lampedusa hatte zur Folge, dass ein ursprünglich für Samstag geplanter Besuch des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kurzfristig abgesagt wurde. Der Premier wolle vermeiden, die Hilfsmaßnahmen durch seine Anwesenheit zu behindern, teilte die Regierungszentrale in Rom mit. Laut Medienberichten wollte Berlusconi die Insel zur Freihandelszone erklären. Die Anlandung der mehr als tausend Flüchtlinge hatte allerdings bis zur Morgendämmerung die Polizei beschäftigt.
Vizebürgermeisterin Angela Maraventano bedauerte die Absage. Es sei schon alles vorbereitet gewesen, „sogar eine Fahrt in einem Kajak entlang der Küste von Lampedusa“. Die 20 Quadratmeter große Insel gilt als erste Anlaufstelle für Migranten und Flüchtlinge aus dem Mittelmeerraum – kämpft aber seit Langem um politische Aufmerksamkeit und Hilfe. Seit Beginn der Unruhen in Nordafrika Anfang des Jahres strandeten mehr als 43.000 Menschen an italienischen Küsten, über 33.000 auf Lampedusa. Wegen des Flüchtlingsstroms kommen deutlich weniger Touristen nach Lampedusa. Medien berichteten am Sonntag von einem Rückgang um 80 Prozent.