Aufrechte Demokraten definieren sich über Geisteshaltungen – die sie konsequent ablehnen. Dies beinhaltet zwingend das Eintreten gegen Faschismus, Nationalsozialismus, (Hetero-)Sexismus, natürlich Rassismus, Homophobie, Patriarchat, manchmal auch Kapitalismus, Bürgertum, Tradition, Familie… Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Barbara Prammer (SPÖ) als Anti-Antifaschistin bezeichnet.
Foto: Screenshot Newsletter 03/2012
Eine dieser aufrechten Demokratinnen ist Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ), was ihr nun eine Ehrung der B’nai B’rith, einer der bedeutendsten jüdischen Organisationen weltweit, einbrachte. Prammer erhielt die „Prof. Allerhand Gedenk-Menorah“ und wurde im Zuge dessen vom ehemaligen Verkehrs- und Innenminister Caspar Einem mit einer Laudatio bedacht.
Ob Einem tatsächlich so formulierte, oder ob sich der Autor des öffentlichen Parlaments-Newsletter im Gestrüpp der von Barbara Prammer als Demokratin eifrig bekämpften Einstellungen verhedderte, ist nicht bekannt. Jedenfalls lesen die Mitarbeiter des Parlaments die Begründung für die Auszeichnung so:
Eine markante Facette im politischen Leben Prammers sei konkretes soziales Engagement, sagte Bundesminister a. D. Caspar Einem in seiner Laudatio. Darüber hinaus trete sie glaubhaft gegen Antifaschismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf.
Gerade in Prammers politischen Kreisen halten nicht wenige den Antifaschismus für die Grundlage der Zweiten Republik und begnügen sich damit, wenn es um die Abgrenzung gegenüber totalitären Ideologien geht, keine klaren Signale gegen linke Diktaturen zu setzen. Solcherart unvollständig reicht der Antifaschismus nicht aus, um den Anforderungen eines demokratischen Grundkonsenses gerecht zu werden. Viele warnen daher mit Verweis auf das dem italienischen Schriftsteller Ignazio Silone zugeschriebene Zitat:
Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: „Ich bin der Faschismus" Nein, er wird sagen: „Ich bin der Antifaschismus."
Ob nun auch Barbara Prammer diese Warnung beherzigt hat? Nein! Denn mittlerweile wurde der Hinweis auf Prammers anti-antifaschistisches Wirken korrigiert. Nun trete sie – welch Überraschung – „glaubhaft gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf“.