Die New York Times ergingen sich jüngst in Verschwörungstheorien, Deutschland könne die Eurokrise von langer Hand geplant haben, um die Macht in Europa zu übernehmen. Investor George Soros wiederum erteilte gute Ratschläge an die Deutschen, lieber die gesamte Euro-Zeche zu bezahlen, da sie sonst gehasst würden. Doch aus Amerika kommen auch vernünftige Stimmen: etwa jene des Harvard-Wirtschaftswissenschafters Kenneth Rogoff. Er warnt Deutschland davor, sich zur Zahlung fremder Schulden zu verpflichten.
„Deutschland wäre töricht zu zahlen, ohne dass im Gegenzug nicht zumindest Schritte hin zur weiteren politischen Integration vereinbart würden“, sagt Rogoff im Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus. Daraus klingt deutlich eine Warnung vor der Ratifzierung des ESM-Vertrags, der Deutschland in die Rolle des Bürgen und Zahlers für immer mehr bankrotte Euro-Staaten zwingen würde. Der Ökonom rechnet mit einer weiteren Verschärfung der Euro-Krise, die am Ende nur zwei Möglichkeiten offen lassen werde: eine starke Zentralisierung in Brüssel oder den Zusammenbruch des Euro.
Nicht Deutschland, sondern Frankreich wollte den Euro
Mit aktuell kursierenden Hirngespinsten, Deutschland wolle sich mit seinem vielen Geld eine Vormachtstellung in der EU erkaufen und habe bereits bei der Euro-Einführung in diese Richtung gedacht. Räumt Rogoff in klaren Worten auf: „Das ist Quatsch. Es waren die Franzosen, die mit dem Euro ein Gegengewicht zum Dollar aufbauen wollten und weiterhin eine Weltmacht bleiben wollten.“