Bei den gestrigen Regionalwahlen haben die Katalanen jene Parteien gestützt, die sich für eine Unabhängigkeit vom spanischen Zentralstaat aussprechen. Die bürgerlichen Regionalisten (CiU) erzielten 50 Mandate, die linken Separatisten (ERC) 23 Mandate und die kleine marxistisch-separatistische UPC fünf Mandate im 135 Sitze umfassenden Parlament. Die beiden zentralistischen Parteien, die in Madrid regierende konservative Volkspartei (PP) und die Sozialisten (PSOE/PSC) landeten mit 18 bzw. 21 Mandaten weit abgeschlagen. Eine zentralistische neoliberale Partei erzielte weitere drei Mandate. Andere Listen erhielten 15 Mandate.
Regionalpräsident sieht Auftrag für Unabhängigkeit
Obwohl der bisherige Regionalpräsident Artur Mas sein Ziel einer absoluten Mehrheit für seine Fraktion CiU verfehlt hat, sieht er sich seinem Ziel einer Unabhängigkeit vom spanischen Zentralstaat näher gekommen. Durch die absolute Mehrheit gemeinsam mit der linken ERC hat Mas eine Basis für die Einleitung eines Referendums, um über eine mögliche Loslösung von Madrid abzustimmen. Ziel ist die ökonomische und politische Eigenständigkeit dieser spanischen Musterregion. Noch heuer will man nach einer Regierungsbildung dieses Projekt vorantreiben.
Katalonien stöhnt unter dem schwächelnden Rest Spaniens
Katalonien hat rund 7,5 Millionen Einwohner und ist eine der wirtschaftlich stärksten Regionen Spaniens. Die Region erwirtschaftet rund ein Fünftel des spanischen Bruttoinlandsproduktes. Gleichzeitig ist Katalonien jedoch hoch verschuldet und hat mit einer Arbeitslosigkeit von 22 Prozent zu kämpfen. Ziel der Unabhängigkeitsbewegung ist ein Stopp der hohen Zahlungen an Madrid sowie eine Steuer- und Abgabenhoheit für die Regionalregierung in Barcelona.