Einen neuen “Bruderkrieg” gibt es im österreichischen Staatsrundfunk. Die ORF-Radiojournalisten Andreas Jölli und Stefan Kappacher setzen sich gegen die Bestellung ihres Kollegen Edgar Weinzettl zur Wehr. Weinzettel war auf Vorschlag von Radiodirektor Karl Amon von ORF-General Alexander Wrabetz noch im Dezember zum Radio-Innenpolitikchef gekürt worden. Nun soll sich die Medienbehörde KommAustria mit der Personalie beschäftigen. Berater im Hintergrund für Jölli und Kappacher ist Ex-ORF-Personalchef Wolfgang Buchner.
Laut Tageszeitung Der Standard sprechen Jölli und Kappacher ihrem Kollegen und nunmehrigen Vorgesetzten Weinzettl in ihrer Beschwerde die Qualifikation ab. Zur Stützung dieser Argumentation bemüht man die Statistik. So soll Beschwerdeformulierer Buchner sich auf das interne ORF-Redaktionssystem stützen. Dort habe Weinzettl von 1. Jänner bis 24. Dezember 2012 für die Ö1-Information nur eine einstellige Anzahl von Beiträgen vorzuweisen, während Jölli und Kappacher in diesem Zeitraum mehrere hundert Beiträge produziert hätten. Weinzettl hätte zum Großteil Chronik und Stadtpolitik betreut, überregionale politische Berichterstattung käme kaum vor. Daraus sei ableitbar, dass die beiden mehr Erfahrung in der Innenpolitik hätten als Weinzettl.
SPÖ-Personalpolitik im ORF wird zum Thema
Buchner stellt in der Beschwerde darauf ab, dass die Personalentscheidung möglicherweise auf politischen Einfluss zurückzuführen sei. Der gesetzlich vorgeschriebenen “Verpflichtung zur Bestenauswahl” sei nicht Rechnung getragen worden. Wie Insider der ORF-Personalpolitik berichten, ist das SPÖ-Netzwerk von Michael Häupl, ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und Radiochef Karl Amon für Weinzettls “Karriereschub” verantwortlich, den man zeitgerecht vor dem Superwahljahr 2013 betrieben hat.