Ein neuer Korruptionsskandal erschüttert das marode Griechenland. Erst vor wenigen Wochen war die Job-Versorgung der eigenen Geliebten durch den Nea-Dimokratia-Politiker und stellvertretenden Ministerpräsidenten Simos Kedikoglou aufgeflogen und hatte zu Turbulenzen geführt. Nun führt ein Skandal rund um den Chef der im Athener Finanzministerium angesiedelten Privatisierungsbehörde Taiped, Stelios Stavridis, zu medialem Aufruhr und dessen Rücktritt.
Stavridis hatte den staatlichen Glücksspielmonopolbetrieb OPAP um 652 Millionen Euro an ein griechisch-tschechisches Konsortium verkauft, dessen Hauptaktionär der griechische Großreeder Dimitris Melissanidis ist. Der Vertrag über diese Privatisierung war erst vergangenen Montag unterzeichnet worden. Nun wurde Stavridis ertappt, als er einen Gratisflug des Reeders Melissanidis zu seinem Feriendomizil auf der Insel Kefalonia konsumierte.
Zweiter Privatisierer muss zurücktreten
Mit Stavridis scheitert bereits der zweite griechische Chef-Privatisierer innerhalb eines halben Jahres. Im vergangenen März musste Takis Athanasopoulos seine Position räumen, da gegen ihn Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen seiner Tätigkeit in der griechischen Elektrizitätswirtschaft aufgenommen worden waren. Die Entlassung Stavridis ist ein neuer Rückschlag für die Privatisierungspläne der Regierung in Athen.
Die Einnahmen aus der Veräußerung staatlicher Unternehmen sollten eigentlich die Schulden der Griechen senken. Bisher sind jedoch alle wesentlichen Projekte, wie der Verkauf des Gasversorgers Depa oder der Hellenic Petroleum, gescheitert. Der Verkauf des Glücksspielmonopolisten OPAP war der erste wirkliche Erfolg der Privatisierungsstrategie. Durch den Korruptionsskandal ist das Geschäft nun in ein schiefes Licht gerückt.