Das Wiener Fußballderby Austria gegen Rapid hat den Boulevard wieder zu erstaunlichen Schlagzeilen hingerissen. Die Tageszeitung Österreich titelte euphorisch: “Boyd köpft Rapid zum Derby-Sieg”. Diese Überschrift dürfte nicht nur Fußballfans elektrisiert haben, sondern auch Sprachforscher. Denn das Wort “köpfen” wird in Österreich mit dem Abtrennen eines Körperteils in Zusammenhang gebracht und nicht mit einem Kopfballtor.
In Deutschland und auch in der Schweiz allerdings “köpft” man durchaus ein Tor, wie der Duden bestätigt. In Österreich aber sagt man, wenn jemand ein Tor mit dem Kopf erzielt, dass er ein Tor geköpfelt hat. Im Sportjournalismus haben sich bundesdeutsche Ausdrücke mit Austriazismen wild vermischt, wohl auch, weil den Reportern die Bundesliga unserer Nachbarn lieber ist als die heimische Liga. Wem ist das zu verdenken? Und da wird dann schnell das eine oder andere Wort übernommen, das bei uns noch fremd klingt und mitunter auch eine andere Bedeutung hat. Das “Köpfen” ist nur ein solches Beispiel. So wird aus der Marille schnell die Aprikose, aus dem Staubzucker der Puderzucker und aus dem Paradeiser die Tomate.
In Zeiten des Internets nimmt man solche Unterschiede kaum noch wahr. Und in der Zeitungsbranche ist es viel wichtiger geworden, eine Meldung rasch in das Heft zu heben als auf die Unterschiede zwischen bundesdeutscher und österreichischer Ausdrucksweise zu achten.