Den ganzen Freitagnachmittag wartete man im ORF-Radio auf Berichte zu der seit Tagen massiv beworbenen Demo vor dem Innenstadtcafé Prückel. Im Vorfeld hatte man ja bereits groß hinausposaunt, dass sich in sozialen Medien schon mehr als 8.000 Homo- und Lesben-Sympathisanten für die Demo angemeldet hätten. Doch es sind halt doch zwei Paar Schuhe, sich von daheim aus auf der warmen Couch als großer Demonstrant wichtig zu machen, oder dies dann bei vier Grad am lauten Stubenring auch tatsächlich zu tun.
Und so kam erst in den 17-Uhr-Nachrichten verschämt die Meldung, dass sich nun endlich Demonstranten vor dem Café eingefunden hätten – nach Schätzungen der Polizei zwei- bis dreihundert Personen. Zusätzlicher Clou der Geschichte: An der Eingangstür des Prückel stand auf einem Schild zu lesen „Heute Ruhetag“. Schöne Blamage für die selbsternannten Retter lesbischer Kusswelten.
ORF mit sofortiger Erklärung für geringe Teilnahme
Doch der ORF hatte sogleich ein Beschwichtigungs-Argument bei der Hand: Weil sich Prückl-Chefin Christl Sedlar am Donnerstag für den „Rauswurf“ des lesbischen Paares entschuldigt habe, hätten das viele schon als Erfolg gesehen und wären deshalb gar nicht mehr zur Demo gekommen. Immerhin – gegen 19.00 Uhr erschien dann auf den Internet-Seiten des ORF eine kleine Erfolgsmeldung: „Rund 2.000 Teilnehmer bei Kuss-Demo“. Sogar eine Bühne habe man aufgestellt, was zu Straßensperren und Staus in der Umgebung führte; auch die Buslinien 3A und 74A wurden vorübergehend unterbrochen.
Zwei- statt achttausend sind zwar immer noch nur ein Viertel und gegen den nicht anwesenden Rest der Bevölkerung noch um einiges weniger – aber immerhin. Eine kleine Demo vor geschlossenen Türen ist dem ORF allemal viel Sendezeit wert.
Der Artikel von Werner Grotte ist am 16. Jänner 2015 auf der Internetseite www.orf-watch.at erschienen, auf der renommierte Journalisten es sich zur Aufgabe gesetzt haben, eine unabhängige Kontrolle des ORF und seines Gebührenmonopols auszuüben.
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Prückel-Demo: Statt 8.000 kamen bloß 2.000
Den ganzen Nachmittag wartete man im ORF-Radio auf Berichte zu der seit Tagen massiv beworbenen Demo vor dem Innenstadtcafé Prückel. Im Vorfeld hatte man ja bereits groß hinausposaunt, dass sich in sozialen Medien schon mehr als 8.000 Homo- und Lesben-Sympathisanten für die Demo angemeldet hätten. Doch es sind halt doch zwei Paar Schuhe, sich von daheim aus auf der warmen Couch als großer Demonstrant wichtig zu machen, oder dies dann bei vier Grad am lauten Stubenring auch tatsächlich zu tun.
Und so kam erst in den 17 Uhr-Nachrichten verschämt die Meldung, dass sich nun endlich Demonstranten vor dem Café eingefunden hätten – nach Schätzungen der Polizei zwei-bis dreihundert Personen. Zusätzlicher Clou der Geschichte: An der Eingangstür des Prückel stand auf einem Schild zu lesen „Heute Ruhetag“. Schöne Blamage für die selbsternannten Retter lesbischer Kusswelten.
Doch der ORF hatte sogleich ein Beschwichtigungs-Argument bei der Hand: Weil sich Prückl-Chefin Christl Sedlar am Donnerstag für den „Rauswurf“ des lesbischen Paares entschuldigt habe, hätten das viele schon als Erfolg gesehen und wären deshalb gar nicht mehr zur Demo gekommen. Immerhin – gegen 19.00 erschien dann auf den Internet-Seiten des ORF eine kleine Erfolgsmeldung: "Rund 2.000 Teilnehmer bei Kuss-Demo". Sogar eine Bühne habe man aufgestellt, was zu Straßensperren und Staus in der Umgebung führte; auch die Buslinien 3A und 74A wurden vorübergehend unterbrochen.
Zwei statt achttausend sind zwar immer noch nur ein Viertel und gegen den nicht anwesenden Rest der Bevölkerung noch um einiges weniger – aber immerhin. Eine kleine Demo vor geschlossenen Türen ist dem ORF allemal viel Sendezeit wert.
Apropos „Rauswurf“: Es scheinen vor allem staatliche Medien wie ORF oder „Wiener Zeitung" zu sein, die diese seltsame Wortschöpfung mit Hingabe verwenden. Dabei kommt „raus“ im Hochdeutschen gar nicht vor. Hier gibt es entweder heraus – oder wie im Fall Prückel – hinaus. Nämlich hinausgeschmissen. Raus ist piefkinesischer Slang. So wie bei uns „auße“. "I hob de zwa außeg'haut". Warum der ORF nicht hochdeutsch sprechen will (oder kann) sei dahingestellt. Würde er seinem Bildungsauftrag nachkommen, hätte er in diesem Fall einfach schlicht von einem „Lokalverweis“ gesprochen.
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