Die Bootshaus-Causa im Wörthersee wirft nun die Frage auf, ob Politiker überhaupt noch notwendig sind? Geht es nämlich nach dem Grünen Landesrat für Umwelt und Naturschutz, Rolf Holub, obliegen Entscheidungen in naturschutzfachlichen Angelegenheiten dem Sachverstand von Experten beziehungsweise Gutachtern – auch wenn er, so Holub, als "auf Einhaltung der Verfassung und der Gesetze vereideter Landesrat mir auch politisch nicht genehme Entscheidungen zur Kenntnis nehmen muss." Das ist bemerkenswert und heißt Deutsch: Sagen die Beamten ja, hat der zuständige Landesrat einfach nur noch zustimmend zu nicken.
HCB-Vergiftung ohne Folgen
Gar nicht dumm. Denn passiert einmal Schlimmes, kann sich der Politiker immer am zuständigen Beamten abputzen. So war es wohl auch bei der Genehmigung zur Verbrennung des Blaukalkes und der folgenden HCB-Vergiftung der Bevölkerung im Görtschitztal. Beim größten Umweltskandal Kärntens in den vergangenen Jahren musste kein Politiker den Hut nehmen, man berief sich auf den Sachverstand und das Handeln der Behörden-Mitarbeiter. Das eigenwillige Bootshaus eines reichen Wörthersee-Anrainers bringt die Bürger nicht in Gefahr, wie die HCB-Vergiftung, aber sehr wohl in Rage: Vorher gab es hier nur einen Steg mit Brettern, jetzt entstand mitten im See ein Bootshaus mit Hebebühne, neun dicken Stahlsäulen und einem Dach. Personen, die mit Seeeinbauten seit Jahrzehnten zu tun haben, erklären übereinstimmend, dass es eine so unglaubliche Genehmigung gegen den Naturschutz noch nie gegeben hat und wohl auch in Zukunft nicht geben wird.
"Keine glückliche Lösung"
Als "keine glückliche Lösung" bezeichnete das Mitglied des Architekturbeirates Velden, Gerhard Kopeinig, die Verschandelung des Wörthersees durch dieses Bootshaus in Pörtschach. Zur Causa selbst wolle er sich zwar nicht äußern, doch allgemein ginge es bei solchen Seeeinbauten immer um die "Maßstäblichkeit". Am Wasser sei außerdem nicht die Baubehörde zuständig, sondern allein die Bezirkshauptmannschaft Klagenfurt, die das Bootshaus samt Hebebühne im See ja genehmigte, wie unzensuriert.at bereits berichtete.