Die Geschichte holt Italien ein. Das Land feierte am 24. Mai den Eintritt in den Ersten Weltkrieg, der genau an diesem Tag vor hundert Jahren geschah, und ließ die Häuser beflaggen. Doch Südtirol will den Römern das Fest ordentlich versalzen und weigerte sich, die Tricolore zu hissen. Die Südtiroler gehören seit 1918 zu Italien, nachdem die Siegermächte des Ersten Weltkrieges mit dem Vertrag von Saint-Germain die europäischen Grenze neu schrieben und aus den Österreichern über Nacht Italiener machten.
Bozen setzt Fahnen auf halbmast
"Der Beginn eines Krieges ist kein Anlass, um zu feiern", hatte Arno Kompatscher (SVP) in einer Aussendung erklärt. An Gebäuden, die in seine Zuständigkeit fielen, würden am Sonntag keine italienischen Fahnen gehisst. "Die Sachlage wäre eine andere, wenn wir dazu aufgefordert worden wären, mit Fahnen auf halbmast der Toten und des Leids zu gedenken, die der Erste Weltkrieg in Europa und darüber hinaus verursacht hat", so Kompatscher. Er regte eine Trauerminute in Erinnerung an alle Kriegsopfer an. Bozens parteiloser Bürgermeister Luigi Spagnolli teilte mit, dass er die italienische Fahne am Sonntag zwar hissen werde, jedoch nur auf halbmast.
Am 24. Mai 1915 trat das zuvor neutrale Italien in den Ersten Weltkrieg ein. Eine Schweigeminute wurde am Sonntag um 15 Uhr in ganz Italien eingehalten, um an den Eintritt des Landes in den "Großen Krieg" zu gedenken. Eine Gedenkzeremonie war in der Karstgemeinde Sagrado nahe Görz (Gorizia) geplant. Daran wollten sich mehrere Regierungsvertreter beteiligen. Gedenkveranstaltungen waren außerdem auf den Kriegsschauplätzen in Friaul sowie im Trentino geplant.