Erneute Probleme gibt es bei den Verhandlungen über ein drittes Hilfspaket zwischen Griechenland und den Gläubigervertretern. Grund dafür ist der überraschende Rücktritt von Andreas Georgiou, dem Chef der Nationalen Statistikbehörde ELSTAT. Georgiou hatte dieses Amt bei der ELSTAT seit 2010 inne. Seine Analyse zum griechischen Staatsdefizit 2009 löste indirekt den Skandal rund um die gefälschten statistischen Daten der Griechen gegenüber der EU und anderen internationalen Institutionen aus. Es führte in weiterer Folge zu einer ökonomischen Aufsicht der Troika aus EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds.
Georgiou, der seit fünf Jahren immer wieder gegen den wechselnden Widerstand der jeweiligen Regierung versucht hatte, Ehrlichkeit bei statistischen Daten einzuführen, wurde deswegen auch staatsanwaltschaftlich verfolgt. Man warf ihm einen Komplott und Untreue zu Gunsten der Gläubigergemeinschaft vor. Die Anklage wurde aber nach mehrjährigen Ermittlungen fallen gelassen.
Statistik-Behörde als Eckpfeiler für neues Geld
In der aktuellen Phase der Verhandlungen Athens mit den Gläubigern kommt der griechischen Statistik-Behörde aber eine zentrale Bedeutung zu. Die Qualität und Verfügbarkeit ihrer Daten entscheidet letztendlich über den Grad der Unterstützung, den die Gläubiger den Griechen in einem dritten Hilfspaket zukommen lassen können. Ohne eine funktionstüchtige ELSTAT wird es für EZB, IWF und EU schwierig werden, zukünftige Hilfspakete überhaupt abzuwickeln.
Damit hängt das 86 Milliarden schwere Hilfspaket statistisch in der Luft. Zuletzt hatten auch Gerüchte und Ermittlungen rund um den Geheimplan des ehemaligen Finanzministers Varoufakis über die Vorbereitung eines GREXIT die Gläubigergemeinschaft verunsichert.