Wie einfach es ist, sich in Wien ein Grundstück in bester Lage – ja sogar in einem Erholungsgebiet – zu sichern, ohne auch nur einen Cent Miete dafür zu zahlen, zeigt eine alternative Wohngruppe derzeit in Wien-Donaustadt vor. Die hinlänglich bekannten Wagenplatz-Bewohner haben sich am nördlichen Ende der "Seestadt", am Rande des ehemaligen Flugfeldes Aspern, ein schönes Fleckchen okkupiert. Einfach so, ohne Miete zu zahlen. 20 bis 25 Personen – die Anzahl wechselt ständig – hausen hier in Wohnwagen. Die Behörden sind offenbar machtlos, weil für diesen Platz jede Woche für sieben Tage eine Demo angemeldet und – das ist der wahre Skandal – auch immer genehmigt wird.
Forstamt schaut nur zu
Statt Behördenauflagen zu erfüllen, Miete zu zahlen und sich an den Umweltschutz zu halten, wird jede Woche – zumindest auf dem Papier – demonstriert. Ein Zustand, den der Donaustädter Gemeinderat Toni Mahdalik (FPÖ) nicht mehr länger dulden will. Er berichtet von einer Wohnwagen-Rostlaube, die vollgestopft mit Müll seit zwei Monaten die Gegend verschandelt. Als Mahdalik den Grundeigentümer, die MA 49 – Forstamt der Stadt Wien, darauf aufmerksam machte, hieß es dort nur: "Wir haben Anzeige erstattet." Abschleppen wolle man das Wrack nicht, da man Klagen von den Wagenplatz-Bewohnern befürchte. Mahdalik spricht von einem klaren Versagen der Behörden: "Für die Werbekampagne 'Mach keinen Mist`wird viel Geld ausgegeben, der Mist alternativer Wohnformen ist aber wurscht. Das ist ja eine Einladung an alle Bürger, ihren Müll künftig auf dem Grund der MA 49 abzuladen – es drohen sowieso keine Konsequenzen."
Wagenplatz sofort entfernen
Der Wagenplatz, der den lieblichen Namen "Gänseblümchen" trägt, werde laut Mahdalik von der örtlichen Bevölkerung gemieden. Spaziergänger würden sich dort nicht mehr vorbeigehen trauen, "weil Hunde herumstreunen und es rundherum einfach fürchterlich aussieht". Die Wracks, die dort herumstehen, hätten zum Großteil keine Straßenzulassung, könnten Öl und Benzin verlieren. Es gebe weder Wasser noch Toiletten.
Mahdalik reicht es, er kündigte an, Anzeigen bei der Umweltanwaltschaft und bei der MA 28 – Verkehrsbehörde einzubringen. Seine Forderung an die Politik: "Beamte sind weisungsgebunden und nicht an den Missständen schuld: Wohnwagen sofort abschleppen lassen, Kosten demjenigen anlasten, der jede Woche jeweils für sieben Tage eine Demonstration anmeldet (unter diesem Titel sind sie dort), auch der Wagenplatz ist von dort sofort zu entfernen, weil das ein Erholungsgebiet und keine Mistgstetten ist. Sie sollen sich ein Grundstück mieten und dafür zahlen wie jeder anständige Bürger auch, Kosten für Räumung und Wiederinstandsetzung der Grünflächen sollen die Wagenplatz-Leut' tragen."