Obwohl, vom Staatsfunk angefangen, über die sich selbst so einschätzenden Qualitätsmedien, alle über den "Brexit" herziehen, dürfte der Österreicher doch noch so etwas wie eine eigene Meinung haben. Denn nach einer Studie des Online-Marktforschungsinstitutes meinungsraum.at wäre für 49 Prozent der Österreicher ein Austritt aus der Europäischen Union durchaus vorstellbar.
Große Unterschiede bei den Wählergruppen
Wie meinungsraum.at festgestellt haben will, meinen 50 Prozent der (500) Befragten, dass die Briten eine Fehlentscheidung getroffen hätten, während 29 Prozent das Ergebnis für richtig befänden. Allerdings wären auch 45 Prozent davon überzeugt, dass es dem Land ohne EU besser gehen würde.
Die Studienleiterin Christina Matzka geht diesbezüglich gern ins Detail und wird von der Apa wörtlich so zitiert: „Interessant sind die Unterschiede in den Wählergruppen. Während nur 18 Prozent der SPÖ-, 12 Prozent der ÖVP-, 11 Prozent der Grün- und nur 9 Prozent der NEOS-Wähler die pro-Brexit-Entscheidung für gut befinden, sind es unter FPÖ-Wähler beachtliche 62 Prozent.“
Persönliche Meinung der Meinungsforscherin
Interessant scheint ebenso, dass Meinungsforscherin Matzka auch mit ihrer eigenen Meinung nicht hinterm Berg hält, wie folgender Kommentar bestätigt: „Erschreckend ist, dass 45 Prozent der Befragten glauben, dass es Österreich ohne EU eher oder sogar sicher besser gehen würde.“ Unterstrichen wird die schieflastige Meinung der Meinungsforscherin durch das Detailergebnis, wo sie statistisch herausfand, wieviele Prozent Wähler welcher Partei sich einen österreichischen Weg ohne Brüssel vorstellen könnten: 12 Prozent Grüne. 17 Prozent NEOS, 24 Prozent SPÖ, 33 Prozent ÖVP und 82 Prozent FPÖ.
Direkt auf eine "Öxit"-Frage (also Österreichs Austritt aus dem EU-Korsett) angesprochen, sind 18 Prozent „unbedingt“ und 33 Prozent „eventuell“ dafür. Die restlichen 51 Prozent würden, nach Adam Riese (oder nach meinungsraum.at) eher oder sicher für einen EU-Verbleib votieren.
Tatsachen sollten für sich sprechen
Dass Frau Matkas abschließende Meinung lautet, dass das Vertrauen Österreichs in die EU tief erschüttert sei und auch bei uns eine Spaltung des Landes drohe, kann man als ihre persönliche Meinung akzeptieren. Auch, dass sie den abgedroschenen Satz, „Es ist höchster Handlungsbedarf, auch in der heimischen Politik, gegeben“, verwendet, ist durchaus legitim. Allerdings nur dann, wenn man zum Beispiel einen Politkommentar schreibt. Doch für eine seriöse Meinungsforscherin sollten Tatsachen, wenn schon, denn schon, für sich alleine sprechen.
FPÖler immer schuld
Allerdings hat die Meinungsforschung stets ein Problem damit, wenn das Volk nicht ganz so denkt wie die „Elite“. Dann muss man halt statistische Ergebnisse derart kommentieren, dass man eins und eins leicht zusammenzählen kann und auf die übliche Lösung kommt. Weil der "Brexit" nach gängiger EU-Denkweise falsch ist, ein Austritt Österreichs ebenso, dann sind halt eben diejenigen, die solcher Meinung sind, genauso falsch. Und weil es sich bei den Falschen mehrheitlich um die FPÖ-Sympathisanten handelt, dann ist Schwarzmalerei grundsätzlich richtig.