Ein ideologischer Grabenbruch mit weitreichenden Langzeitfolgen bahnt sich bei den NEOS für deren Bundesparteitag an. Die Ex-ÖVP-Fraktion könnte die Parteispitze vollständig übernehmen. Der Parteitag am kommenden Samstag, in der pinken Welt als Mitgliederversammlung getarnt, konnte zum Kräftemessen zwischen dem aus der ÖVP und dem aus dem Liberalen Forum (LIF) kommenden Flügel führen.
Neben dem Ex-ÖVPler Matthias Strolz als Kandidat für die Position des Parteichefs tummeln sich mehrere Anwärter auf die Stellvertreterrolle. Neben der ebenfalls aus der ÖVP stammenden Wiener NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger tritt mit Gregor Raidl ein weiterer Kandidat mit schwarzem Stallgeruch an. Als Dritte im Bunde gibt es da noch Angelika Mlinar, EU-Abgeordnete der NEOS und Mitgründerin aus den Reihen des LIF bei der Konstituierung der Partei vor drei Jahren.
Ex-ÖVPler könnten Mlinar aus dem Amt kicken
Raidl, Sohn des Nationalbank-Präsidenten und ÖVP-Beraters Claus Raidl, geht mit dem Angebot an die Delegierten in die Stellvertreterwahlen, Strolz in der Parteiführung zu entlasten und somit eine Quasi-Doppelspitze zu verwirklichen bzw. eine Art geschäftsführenden Parteiobmann zu spielen. Da kann die linksliberale Mlinar, die im fernen Brüssel weilt und dort die Kontakte zur liberalen EU-Parlamentsfraktion hält, schon rein geographisch nicht mithalten.
Dass es um den LIF-Flügel bei den NEOS eher leise werden könnte, belegt eine weitere Personalie. Auch der vormalige LIF-Chef in Niederösterreich und jetziger NEOS-Nationalrat Nikolas Scherak streicht die Segel und kandidiert nicht mehr für den Parteivorstand der Pinken. Und mit der Wunsch-Kooperationskandidatin Irmgard Griss möchte sich Strolz eine weitere Bürgerliche und Ex-ÖVPlerin anlachen.