Das Spielen des Standschützenmarschs durch zwei Tiroler Musikkapellen beim traditionellen Trachten- und Schützenumzug am Münchner Oktoberfest führt jetzt zu absurden Nazi-Vorwürfen und einer Rufmordkampagne gegen einen verdienten Musiker Tirols.
Rufmordkampagne gegen Sepp Tanzer
Die Musikkapellen aus den Gemeinden Tux und Finkenberg im Zillertal hatten den Standschützenmarsch gespielt, und sehen sich jetzt mit der Nazi-Keule bedroht. Gleichzeitig betreiben Medien einen regelrechten Feldzug gegen den vor 32 Jahren verstorbenen Komponisten und Musiker Sepp Tanzer.
Tanzer hatte den Standschützenmarsch 1942 komponiert und dem damaligen Gauleiter von Tirol, Franz Hofer, gewidmet. Das Wirken Tanzers ist aber nicht auf seine Tätigkeit während der nationalsozialistischen Ära in Tirol zu beschränken. Insgesamt komponierte Tanzer 150 Stücke für Blasmusikorchester während seiner jahrzehntelangen Tätigkeit für die Pflege der Tiroler Musik und Volkskultur.
Karriere: Tanzer wirkte für Landesregierung und Rundfunk
Der aus dem Finanzdienst kommende Tanzer war bereits vor 1938 Musikreferent der Tiroler Landesregierung und in dieser Zeit Mitglied der Vaterländischen Front. Nach dem Anschluss an Deutschland und der NS-Machtübernahme wirkte er in dieser Funktion unter Gauleiter Hofer weiter. Nach Kriegseinsatz und Kriegsgefangenschaft arbeitete er als Gemeindesekretär, Musiker, Komponist und Kapellmeister. Ab 1951 war er Mitarbeiter beim Rundfunk, Landesstudio Tirol, für die Bereiche Volksmusik, Volksgesang, Chöre und Blasmusik. In späteren Jahren war Tanzer auch Betriebsratsobmann im ORF-Landesstudio Tirol.
Tanzer war auch Professor am Landeskonservatorium und Landesmusikdirektor beim Blasmusikverband sowie Kapellmeister der Stadtmusikkapelle Wilten. Sein Gesamtwerk umfasst 150 Blasmusikkompositionen, wo der Standschützenmarsch eine davon war. Bekannte Werke sind unter anderem der Bozner Bergsteigermarsch (1948), der Olympioniken-Marsch (1963) für die Olympischen Winterspiele in Innsbruck, Klingendes Land für ÖVP-Landeshauptmannstellvertreter Hans Gamper (1964) oder den Gerd-Bacher-Marsch für den ORF-Generalintendanten (1971).