Die SPÖ von Wien-Penzing hat den Parteistatus gleich öffentlich dokumentiert: Das in SPÖ-Besitz befindliche Baumgartner Casino ist mit einer schwarzen Fahne geschmückt. Gewollt oder nicht, könnte das Foto auch Ausdruck der derzeitigen Situation in der Wiener SPÖ sein. Denn was sich vor, beim und nach dem Parteitag bei den Sozialisten abspielt, kann nur noch mit Machtspielen, Intrigen und Selbstzerfleischung tituliert werden.
Selbstzerfleischung in Reinkultur
Politexperte Thomas Hofer fasste das Szenario des Wiener Parteitages – bei dem Michael Häupl mit nur 77,4 Prozent wiedergewählt wurde und sein Kontrahent, Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, von den Delegierten überhaupt nur 67,8 Prozent bekam – im ORF-Radio so zusammen:
Dieser Parteitag ist wirklich eine Selbstzerfleischung in Reinkultur. Da heißt es wirklich jeder gegen jeden. Das oberste Prinzip, das bei diesen Wahlen gegolten hat, war offensichtlich, nur ja den Lieblingskandidaten des anderen Lagers möglichst schwer zu beschädigen und ihn so zu verunmöglichen.
Als dann am 1. Mai demonstrativ zu Solidarität aufgerufen wurde, meinten die Festtagsredner auf dem Wiener Rathausplatz, allen voran SPÖ-Kanzler Christian Kern und SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl, wohl nicht die Sozialdemokratie im allgemeinen, sondern die Partei-Elite in der Bundeshauptstadt.
Kein Intrigant als Nachfolger
Viel genützt hat das freilich nicht, denn Häupl selbst legte im Nachfolgestreit, wer künftig Wiener Bürgermeister und Wiener SPÖ-Chef sein soll, im "Wien heute"-Gespräch nach:
Nicht der größte Intrigant wird mein Nachfolger werden, sondern derjenige, der die Partei zusammenhalten kann, und die Partei in sehr schwierigen Zeiten auch führen kann.
Wen Häupl als "Intriganten" ausgemacht hat, verriet er nicht. Daher kann man nur vermuten, dass damit möglicherweise Michael Ludwig gemeint war. Von Beruhigung kann da wohl keine Rede sein, wenn Häupl mit solchen Aussagen in die Medien geht und weiter Öl ins Feuer gießt.