Auf dem Freinberg in Linz, bestes Wohn- und Erholungsgebiet über Altstadt und Donau, entstand bald nach der Aufhebung des Ortsbildschutzes ein Komplex aus drei Gebäuden.
“Das Ensemble sieht aus, als würde es in Saudi-Arabien stehen.”
Hermann Oberlehner, Gründer und ehemaliger Eigentümer des Linzer Elektronikherstellers Gericom, das er später nach Taiwan verkaufte, und jetzt Immobilienspekulant in Linz, wollte an der Stelle der ehemaligen Haas-Villa 4,5 Millionen Euro in die Immobilie auf dem Freinberg investieren. Der Gestaltungsbeirat lehnte die Pläne ab: “Das Ensemble sieht aus, als würde es in Saudi-Arabien stehen. Wir sind aber für das Stadtbild von Linz verantwortlich, nicht für jenes in Saudi-Arabien”, sagte Christoph Langhof, Mitglied des Linzer Gestaltungsbeirates im Jahr 2009.
Erscheinungsbild wie die Moschee in der Kremplstraße
Einige Zeit später erfolgte dennoch der Spatenstich. Auf der Internetseite der Privatstiftung Oberlehner wird der Komplex als Immobilie angepriesen, samt Plan. Damit sieht das Gebäude verblüffend ähnlich aus wie die Moschee des Vereins der Bosniaken in der Linzer Kremplstraße 1.
Laut Plan wäre die “Moschee” tatsächlich ein Wohnhaus. Doch wer will in einer Moschee leben, zudem einer, die keinerlei orientalisch, historischen Anklang hat, sondern fast exakt dem modernen, funktionalen Baustil der im Juni 2014 eröffneten Kremplstraßen-Moschee entspricht?
Darüberhinaus scheint die Anordnung bzw. das Fehlen von Fenstern wenig zweckmäßig für ein Wohngebäude. Der Wohnraum wäre nach den Plänen im Inneren versteckt, während außen Umgänge auf mehreren Ebenen herumführen, die durch große Glasflächen von außen einsehbar sind. So werden öffentliche Gebäude mit Repräsentationsräumen und Blendseiten errichtet, einsehbar und innen drinnen, was wichtig ist.
Moschee oder Wohnhaus?
Baut der Investor im Auftrag eines reichen Moslems oder hofft er einen solch finanzkräftigen Abnehmer zu finden? Oder verbirgt sich hinter der Baustelle doch eine Moschee, demonstrativ am besten Platz von Linz, über der Stadt thronend?
Die drei Gebäude sollten 2013 fertig werden, doch bis dato scheinen noch immer einige Arbeiten auszustehen. Im umgebenden Grätzel verstummen die Befürchtungen nicht, dass hier eine orientalische Begegnungsstätte entstehen soll. Am Scheitelpunkt weist die Kuppel eine Stange auf, als wäre sie bereit, einen Halbmond zu tragen, wie an vielen Moscheen zu sehen – und wie auf der Moschee in der Kremplstraße.