Wolfgang Fellner hält die Freiheitlichen bei Umfragen gerne klein, während die Tiroler Tageszeitung die FPÖ bereits bei 29 Prozent und auf Platz zwei sieht.

20. Mai 2018 / 10:38 Uhr

Wolfgang Fellners Sonntagsfragen: Stimmungsbarometer oder Manipulation?

Jeden Sonntag das gleiche Spiel: Wolfgang Fellner stellt in Österreich die Frage, wen die Menschen derzeit ihre Stimme geben würden und veröffentlicht dazu regelmäßig eine Umfrage von Research Affairs. Einmal verliert die FPÖ, einmal stoppt Heinz-Christian Strache den Absturz der Freiheitlichen. Aber immer finden sich die Blauen auf Platz drei hinter der SPÖ.

Umfrage der Tiroler Tageszeitung sieht FPÖ auf Platz zwei

Bei immer mehr Menschen kommt aber großer Zweifel auf, ob Fellners Ergebnisse der Sonntagsfrage tatsächlich das politische Stimmungsbarometer österreichischer Wähler wiedergeben. Völlig ein anderes Bild als die Tageszeitung Österreich zeichnete nämlich erst vor wenigen Tagen die Tiroler Tageszeitung (TT), die nach einer Umfrage der Spectra Martkforschung Linz die ÖVP bei 31 Prozent der Stimmen, eine erstarkte FPÖ bei 29 Prozent und die SPÖ bei 27 Prozent sah.

Diese im Auftrag der Tiroler Tageszeitung erhobenen guten Noten der schwarz-blauen Koalition und den sensationellen Platz zwei der Freiheitlichen fand man übrigens – auch das ist bezeichnend – ebenfalls in vielen anderen Medien, nicht aber in der Tageszeitung Österreich von Wolfgang Fellner. Der scheut sich rigoros, andere Studienergebnisse als jene von Research Affairs zu veröffentlichen. Übrig bleibt der Wähler, der nicht mehr weiß, wem er nun glauben soll.

Online-Interviews und große Schwankungsbreite

Schaut man sich die Daten der Meinungsforscher genauer an, steckt der sprichwörtliche Teufel im Detail. Das Institut, dem Wolfgang Fellner offenbar vertraut, Research Affairs, macht 1.008 Online-Interviews und gibt eine Schwankungsbreite von maximal 3,5 Prozent an. Spectra dagegen gibt an, 1.000 Österreicher über 16 Jahre befragt zu haben.

Diese Angaben der Institute können im Ergebnis schon einen gewaltigen Unterschied ausmachen. Online-Interviews sind ganz etwas anderes als eine wirkliche Befragung (telefonisch oder persönlich), und dann wäre da noch die Schwankungsbreite, die Research Affairs angibt. 3,5 Prozent – das ist schon eine ganze Menge.

Jedenfalls zeigt die Gegenüberstellung dieser beiden Umfragen ganz klar, dass die Wahrheit über die Wählergunst der Parteien bei Sonntagsfragen der Zeitungen ziemlich unterschiedlich ausfallen kann. Und dass sich Herausgeber jener Zahlen bedienen können, die ihnen gerade in den Kram passen und eine Schlagzeile produzieren.

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