Wer letzte Woche vor Hintergrund der Weigerung Italiens, “gerettete Flüchtlinge” weiterhin aufnehmen zu wollen, noch glaubte, die Schleusungen über die Mittelmeerrute nach Europa werde nun zum Erliegen kommen, wurde mittlerweile eines Besseren belehrt. Statt Italien springt jetzt als Erstdestination in Europa Spanien ein. Das haben auch die Schleuser rasch erkannt und reagieren entsprechend.
Über das Wochenende weitere 1.400 Migranten in Spanien eingetroffen
Wie zeit.de berichtet, hat Spanien neben den 630 Flüchtlingen der “Aquarius” seit Freitag mehr als 1.400 weitere Migranten aufgenommen. Neben dem spanischen Festland entsenden die Schlepper ihre Boote jetzt auch in Richtung der Kanarischen Inseln. Und vor der Küste der Kanaren ist am Wochenende laut Auskunft des spanischen Seerettungsdienstes ebenfalls intensiv “gerettet” worden. Doch wohin in Spanien mit den vielen Schutzsuchenden? Die nicht allzu überraschende Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
Weiterreise ist “ein Beispiel für Zusammenarbeit”
Wie die stellvertretende spanische Ministerpräsidentin Carmen Calvo am Montag dem Radiosender “Cadena Ser” sagte, will mehr als die Hälfte der Passagiere der “Aquarius” in Frankreich um Asyl ansuchen. Calvo sprach von einer Vereinbarung mit dem Nachbarland, das sie als “ein Beispiel für Zusammenarbeit” innerhalb der Europäischen Union bezeichnete. Die stellvertretende Ministerpräsidentin bestätigte auch, dass sich die französische Regierung bereit erklärte, Spanien zu entlasten und Migranten aufzunehmen. Und diese stammen laut den spanischen Behörden aus 31 Ländern, vorwiegend aus dem Sudan, Algerien, Eritrea und Nigeria.
Warum nicht gleich Korsika?
In diesem Zusammenhang erhebt sich die Frage, warum denn die “Flüchtlinge” von den aufnahmewilligen Franzosen nicht bereits auf Korsika übernommen wurden, wo diese Mittelmeerinsel doch zu Frankreich gehört? Bekanntlich war die “Aquarius” dort ganz in der Nähe. Man hätte den Leuten, die angeblich nach Frankreich wollen, auch die lange und stürmische Passage nach Spanien erspart. Und die Asylanträge hätten EU-konform ebenfalls im ersten Land der Ankunft gestellt werden können. Die Kosten eines der beiden Begleitschiffe, welche die “Aquarius” entlasteten, wären ebenfalls weggefallen.
Von Frankreich aus ist man schneller in den Sozialparadiesen
Es drängt sich der Verdacht auf, dass sowohl Frankreich als auch die Migranten nicht das Bedürfnis haben, dass Frankreich End-Destination der “Schutzsuchenden” sein könnte. Über den Landweg kommt man allemal schneller in die mitteleuropäischen Sozialparadiese als von einer Insel aus. Und von Schiffsreisen dürften die Afrikaner vorerst wohl genug haben.