In einem Interview mit der Welt wollte Martin Dulig, “Ostbeauftragter” der Partei und SPD-Landeschef in Sachsen, eigentlich über die Krise der Sozialdemokratie und ihren schweren Stand bei der anstehenden Landtagswahl sprechen. Doch der Landeschef gab bloß oberflächliche Antworten, diese dafür aber garniert mit Verunglimpfungen der eigenen Wähler als dumme Leute, die die Demokratie nicht richtig kapiert haben.
Entlarvende Einstellung
Auf die Frage, ob es 30 Jahre nach dem Mauerfall noch eine spezifische Politik für die ehemalige DDR brauche, beklagt er die unterschiedlichen Sozialstandards zwischen den westlichen und östlichen Bundesländern, sagt dann aber:
Hinzu kommt ein teils anderes Verständnis von Demokratie. Wir haben Leute in Ostdeutschland, die halten Demokratie für einen Pizzaservice: Ich bestelle, ihr liefert.
Dabei vergisst Dulig, dass ein Pizzaservice durchaus Vorteile hätte: Wird die falsche Pizza geliefert, kann ich sie zurückschicken. Wenn die Politik etwas anderes liefert, als die Bürger gewählt, bestellt und bezahlt haben (und weiterhin mit ihren Steuern bezahlen müssen), gibt es heute jedoch keine Konsequenzen.
Pizzabote Kern
Im Zusammenhang mit Duligs Pizzaservice-Vergleich werden Erinnerungen an den österreichischen Pizzaboten Christian Kern wach. Als Bundeskanzler hatte er im Wahlkampf 2017 Pizza im Gemeindebau ausgeliefert. Außer Häme und Gelächter hat es ihm und der SPÖ nichts gebracht; die Roten wurden aus der Regierung gewählt.
An der Pizza wird es wohl nicht gelegen haben. Dennoch dürfte die Pizza einen ganz besonderen Stellenwert bei den Roten haben. Von Dresden bis Wien kreisen deren Gedanken gerne darum.