Mieter in der Weißenböckstraße 1-3, Simmering

Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Katharina Krammer (links), Landtagsabgeordneter Wolfgang Kieslich und Wohnbau-Ombudsmann Michael Niegl (Bildmitte) und Klubobmann Patrick Horn (rechts), alle FPÖ, setzen sich für die Mieter in der Weißbenböckstraße 1-3 ein.

22. Juli 2023 / 10:17 Uhr

Mieter nach Zwangsumsiedelung: „Wir werden von hinten bis vorne beschissen!“

Ratlosigkeit, Verzweiflung, Zorn – die Situation für die Mieter der Gemeindebausiedlung Weißenböckstraße 1-3 in Wien-Simmering wird von Tag zu Tag unerträglicher.

Stimmung am Tiefpunkt

Am Donnerstag war die Stimmung bei einer Versammlung der Bewohner am Tiefpunkt. „Wir haben noch immer keine Ersatzwohnung“, sagten vier Mieter, die zurzeit bei Verwandten oder Bekannten untergekommen sind. „Wir werden von hinten bis vorne beschissen“, meinte eine Frau, die sogar das Gerücht vernommen haben will, dass in einem Jahr alle Bewohner der Siedlung ausziehen müssten und danach keiner mehr zurückkommen könnte.

Über Nacht evakuiert

Angefangen hat das Drama am 6. Juli. Über Nacht evakuierte die Baupolizei mehrere Wohneinheiten der Wohnanlage. Dem Vernehmen nach war Gefahr in Verzug. Die Gebäude drohten angeblich einzustürzen, weil im Keller keine für den statischen Unterbau notwendigen Stützpfeiler errichtet worden wären. Und das, obwohl die Gebäude von Wiener Wohnen im Jahr 2003 umfassend saniert wurden. In einer Stellungnahme gegenüber der Kronen Zeitung sagte Wiener Wohnen:

Die Schäden selbst betreffen dabei nicht fehlende Stützpfeiler, sondern die Ziegelträger der Kellerdecken.

Rückkehr in Häuser fraglich

Inzwischen mussten 16 der mehr als 50 Parteien ausziehen. Die Mieter wurden – wie berichtet – zuerst in Hotels, später in Ersatzwohnungen (teilweise ohne Küche) untergebracht. Einrichtungen, die zum Teil neu angeschafft worden waren, und andere Utensilien der Wohnungen wurden in ein Depot gebracht. Wann der Spuk vorbei sein wird und die Mieter wieder in ihre Häuser dürfen, steht in den Sternen. Manche glauben an keine Rückkehr mehr.

Über die Ungereimtheiten bei der Zwangsumsiedlung der Mieter hat auch die Kronen Zeitung heute, Samstag, berichtet.

Mieter fühlen sich von SPÖ-Bezirkschef im Stich gelassen

Bei der Versammlung der Mieter vorigen Donnerstag war auch der Wohnbau-Ombudsmann der FPÖ Wien, Michael Niegl, dabei. Er versprach den Bewohnern, alles daran zu setzen, um rasch befriedigende Lösungen herbeizuführen. Einerseits durch einen persönlichen Kontakt zur zuständigen Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ), andererseits durch mediale Aufmerksamkeit. Niegl wurde von der Simmeringer Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Katharina Krammer (FPÖ) vor Ort eingeladen, weil sich die Mieter von der Stadt und Bezirksvorsteher Thomas Steinhart (SPÖ) im Stich gelassen fühlen. Krammer meinte, dass es diese Situation unter dem früheren FPÖ-Bezirkschef Paul Stadler nicht gegeben hätte. Dieser wäre, so Krammer, wie schon beim Wohnhausbrand am Enkplatz Tag und Nacht hier gewesen und hätte sich um die Belange der Mieter gekümmert.

Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft

Wolfgang Kieslich, FPÖ-Landtagsabgeordneter, hat am 12. Juli bei der Staatsanwaltschaft Wien eine Anzeige gegen Verantwortliche von Wiener Wohnen eingebracht. Es bestehe der Verdacht, so Kieslich gegenüber unzensuriert, dass die nun vermissten Ziegelträger im Keller bei der Sockelsanierung im Jahr 2003 zwar in Rechnung gestellt, aber nicht eingebaut worden wären. Durch das Unterlassen der Errichtung der Ziegelträger wäre zudem eine Gefahr für Leib und Leben einer größerer Anzahl von Menschen herbeigeführt worden.

Hier die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Wien:

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