Unter dem Titel „Es leben die Denunzianten“ berichtete „Der Wegscheider“ auf Servus TV über „skandalöse Vorfälle“, der den linken Kampf gegen vorgeblich konservative Ewiggestrige in seiner bösesten Auswirkung zeigt.
Rechtfertigung im Kindergarten wegen “völkischer Aufmachung”
So sei in Bayern ein fünfjähriges blondes Mädchen mit Zöpfen und Dirndlkleid in den Kindergarten geschickt worden, woraufhin „aufmerksame Eltern“ anderer Kinder diesen „skandalösen Vorfall“ sofort der Leiterin gemeldet hätten. Der Vater des „verzopften Mädchens“ hätte sich dann umgehend wegen „völkischer Aufmachung“ rechtfertigen müssen. „Bleiben wir wachsam gegen die Gefahr von rechts“, meinte Ferdinand Wegscheider dazu satirisch.
Plakat zur Bewerbung des Zillertaler Trachtenfestes
Wie wichtig diese Wachsamkeit sei, habe auch eine Aufdecker-Geschichte im „blass-roten Zentralorgan“ (gemeint ist Der Standard, Anm. d. R.) gezeigt, sagte Wegscheider. Dort nämlich sei schonungslos enthüllt worden, wie ein Zillertaler Trachtenfest, dessen Ursprünge bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen, heuer mit einem Plakat beworben werde, das an die Nazi-Zeit erinnern würde.
Gauder Fest über die Grenzen des Zillertales hinaus bekannt
Das Plakat zeigt ein Bild der Tiroler Malerin Susanne Liner, auf dem ein Mädchen in Zillertaler-Tracht vor mächtiger Gebirgskulisse zu sehen ist. Es bewirbt das über die Grenzen des Zillertales hinaus bekannte Gauder Fest in Zell am Ziller, das heuer vom 4. bis 7. Mai stattfindet.
Volkskundlerin erkannte “Nazi-Ikonografie“
Eine aufmerksame Südtiroler Volkskundlerin, die in Wien sozialisierte Aktivistin und Autorin Elsbeth Wallnöver, habe in den Plakat-Sujets sofort „eine salonfähig gemachte Nazi-Ikonografie“ erkannt, so Wegscheider in seinem Wochenkommentar, die auf die Ästhetik der Vierzigerjahre und die typischen Trachtenmädchen dieser Zeit rekurrieren würde.
“Sauber aufgeräumtes Mädchen” gibt es angeblich nicht
Wegscheider meinte, er sei froh darüber, dass Kollegin Elsbeth Wallnöver öffentlich die Frage aufgeworfen habe, ob ein Motiv noch zeitgemäß sei, das sie selbst so brillant wörtlich beschreibe:
Das blonde blauäugige zopfige Mädchen mit den schönen Ohrringen in sittsam gezähmt erotischer Manier. Das sauber aufgeräumte Mädchen, das es nicht gibt, weil es eigentlich einem politisch rassistischen Ideal entspringt.
Mädchen bringt Heimatbewusstsein des Gauder Festes zum Ausdruck
Auf der Webseite des Gauder Festes wird das Plakat (sogar unpassend gegendert) so beschrieben:
Bei der Gestaltung lassen sich die Künstler:innen durch die facettenreiche Festlichkeit inspirieren und kreieren daraus ihre eigenen Werke. Die Wahl bei der Schwazer Künstlerin Susanne Liner fiel dieses Jahr auf ein Trachtenmotiv und damit auf ein charakteristisches Element des Gauder Festes. Vor einer mächtigen Berglandschaft oben sowie einer abstrakten urbanen Hausfassade unten fordert das Dreiviertelportrait eines Mädchens in originaler Zillertaler Tracht – der „Zeller Lisa“ – die Betrachter:innen etwas heraus. „Das Mädchen bringt zum einen das seit jeher verwurzelte Heimatbewusstsein des Gauder Festes zum Ausdruck, zum anderen erzählt ihr herausfordernder Blick aber auch von jener Verantwortung für die Zukunft, mit Ressourcen der Heimat bewusst für kommende Generationen umzugehen“, so Liner.