Nach dem Rücktritt von Briten-Premier Boris Johnson (Conservative Party) ist der Kampf um seine Nachfolge schon entbrannt. Unter den Top-Favoriten, die sich fürs Erste mit dem Parteivorsitz zufriedengeben müssen, sind fast ausschließlich Menschen mit Migrationshintergrund.
Demografischer Wandel in Regierungsämtern angekommen
Während lange Jahrzehnte die Folgen der Migrationspolitik nur in Randbezirken und Problemvierteln sichtbar waren, zeigen sich nun die Auswirkungen dieser Politik auch in den Schaltzentralen der britischen Parlamentsmonarchie. Nachdem vor einigen Jahren der pakistanische Moslem Sadiq Khan Bürgermeister der Millionenstadt London wurde, sind mittlerweile auch die große Mehrheit der Top-Politiker in der konservativen Partei Migranten aus vornehmlich indischen und pakistanischen Einwanderer-Familien.
Superminister Sajid Javid gilt als Top-Favorit
Als Favorit für die Nachfolge von Johnson gilt Sajid Javid. Für den Sohn armer Migranten aus Pakistan spricht nicht nur die Erfahrung als Chef von sechs Ministerien, darunter die Kernressorts Finanzen, Inneres und Gesundheit. Er galt auch schon seit jeher als großer Kritiker des zurückgetretenen Premiers. Ein anderer Kandidat ist Medienliebling Rishi Sunak, der lange als Johnsons Kronprinz gehandelt wurde, doch in letzter Zeit durch ungeschicktes Taktieren seine Chancen verspielt haben dürfte. Probleme bereiten dem Schwiegersohn eines indischen Milliardärs der unklare Steuerstatus seiner Frau und deren Nähe zu Indiens Staatsoberhaupt Narendra Modi. Bessere Chancen dürfte Einwandererkind Nummer drei haben: Nadhim Zahawi, 55, hat sich als Staatssekretär für das Corona-Impfprogramm sowie als Bildungsminister einen Namen gemacht. Weitere Kandidaten sind Innenministerin Priti Patel und die ebenfalls aus dem indischen Subkontinent stammende Bundesstaatsanwältin Suella Bravermann.
Johnson will Premierminister bleiben
Entgegen der Erwartungen vieler Experten will Johnson nur sein Amt als Parteichef aufgeben, sein Amt als Regierungschef dagegen möchte er bis zu einer Neuwahl behalten. Somit würde sein Nachfolger, ähnlich wie in der deutschen Schwesterpartei CDU, ohne Amtsbonus in die Wahl gehen müssen. Ob Johnson sich mit diesem Wunsch innerhalb der Torys durchsetzen kann, bleibt aber ungewiss.