Das Magazin Vorarlberger Wirtschaft hat es in sich, nämlich lauter ÖVP-nahe Inserate.

2. April 2022 / 16:21 Uhr

Geldruckmaschine für die ÖVP? Magazin “Vorarlberger Wirtschaft” mit teils über 50 Prozent Inseraten

Im Zuge des Steuerskandals des Vorarlberger Wirtschaftsbundes gerät vor allem das Magazin Vorarlberger Wirtschaft in den Fokus. Denn das kaum bekannte Mitglieder- und Branchenmagazin dürfte als verdeckte Geldbeschaffungsmaschine für die Vorarlberger ÖVP gedient haben. Mittlerweile wurde bekannt, dass man das Magazin einstellen wird.
Mehr als 50 Prozent Inserate
Die Vorarlberger Wirtschaft hat eine bescheidene Auflage von 20.000 Exemplaren. Was bei der Betrachtung der Druckwerke auffällt: Sie sind vollgespickt mit Inseraten unterschiedlichster Unternehmen und Konzerne. Hinzu kommen die redaktionelle Aufmachung von Werbeanzeigen, Interviews und Reportagen, bei denen nicht ersichtlich wird, ob es sich um bezahlte Anzeigen handelt, obwohl sie den Anschein machen.
Betrachtet man die erschienen Magazine seit Anfang 2020, so finden sich darunter zahlreiche Ausgaben, in denen weit über 50 Prozent (!) der Seiten mit Werbeanzeigen belegt sind. So etwa Ausgabe 8/21. In dieser sind 35 ganzseitige Inserate, 16 ausgewiesene PR-Seiten sowie 14 nicht ausgewiesene PR-Seiten zu finden. Bei 88 Seiten Umfang kommt man bei einer wohlwollenden Rechnung auf ca. 40 Seiten an Inseraten. Eine Anzeigenbelegung von fast 50 Prozent lässt so manche andere Magazine vor Neid erblassen.
Das wirft die Frage auf, wie ein Magazin mit so geringer Reichweite und Bekanntheit dermaßen viele Inserate und Werbeschaltungen erhalten kann.
Millioneneinnahmen für umstrittenes Magazin
Sieht man sich weiters die Kosten für Werbeeinschaltungen in der Vorarlberger Wirtschaft an, so wird klar, dass das Magazin jährlich gut eine Million Euro und mehr mit den Inseraten eingenommen haben dürfte (über 100.000 Euro pro Ausgabe). Ganzseitige Inserate kosten 3.000 Euro, halbseitige 1.600 Euro und viertelseitige 600 Euro.
Laut Medientransparenz war im Zeitraum von 2012 bis 2021 die Vorarlberger Hypobank, die mehrheitlich im Eigentum des ÖVP-geführten Landes steht, größter Inserent mit 219.000 Euro, gefolgt von der Wirtschaftskammer Vorarlberg (deren Präsident der mittlerweile zurückgetretene Wirtschaftsbundobmann Hans-Peter Metzler war) mit 87.820 Euro sowie der Wirtschaftskammer Österreich mit 38.523 Euro.
Verdeckte Parteienfinanzierung für ÖVP?
Der Verdacht liegt nahe, dass ein großer Teil der Inseratengelder der Vorarberger Wirtschaft über diverse Kanäle wieder an die ÖVP floss und es sich somit um eine verdeckte und vermutlich illegale Parteienfinanzierung handelt. Denn: Die Vorarlberger ÖVP erhält unter anderem Gelder ihrer Teilorganisationen, wie dem Wirtschaftsbund, die ihre Gelder wiederum aus Inseratengeschäften erhalten. Zuletzt beschuldigte ein ehemaliger Vizechef der Tischler-Innung den Wirtschaftsbund, zum inserieren gedrängt worden zu sein. Aus seiner Sicht sei es dabei um Parteienfinanzierung gegangen.
ÖVP-Landeshauptmann Markus Wallner bestätigte bereits, dass seine Partei Gelder vom Wirtschaftsbund erhalten habe, in den Wahljahren sogar jeweils eine halbe Million Euro (!). Ob diese Zahlen allerdings richtig sind, kann aufgrund fehlender Transparenz in den Rechenschaftsberichten der ÖVP Vorarlberg nicht nachgewiesen werden. Möglicherweise floss über verdeckte Kanäle auch mehr Geld.
Finanzminister Brunner kam in 13 von 16 Ausgaben vor
Dass ÖVP-Finanzminister Magnus Brunner, als ehemaliger Direktor des Vorarlberger Wirtschaftsbundes, in den Skandal involviert sein könnte oder zumindest als befangen gilt, zeigt auch die Häufigkeit, mit der Brunner in den Ausgaben der Vorarlberger Wirtschaft vorkam.
In seiner Funktion als Staatssekretär im Klimaschutzministerium erschien Brunner in 13 von 16 Ausgaben, die seit 2020 publiziert wurden. Teils mit identen Textpassagen, Themen und Fotos. Teils handelte es sich um Interviews, teils um Stellungnahmen oder Gastkommentare. Nicht immer wird allerdings klar, ob es sich nicht auch um nicht ausgewiesene Werbung handelt.

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