In Polen leben derzeit rund 150.000 ethnische Deutsche, die meisten davon in Oberschlesien. Diesen Deutschen, die seit dem Mittelalter bis 1945 in großen Teilen des heutigen Polens die Bevölkerungsmehrheit ausmachten, wurden nun Fördergelder in Höhe von 9 Millionen Euro pro Jahr vom Polnischen Staat gestrichen. Die Erklärung der Polnischen Regierung ist eine Schande.
Heute 22 deutschsprachige Gemeinden
Das Geld floss bisher in die Förderung der Zweisprachigkeit in Orten, wo eine anerkannte Minderheit in größerer Zahl vorhanden ist. Dies trifft mit Abstand die Deutsche Bevölkerungsgruppe, die die größte Minderheit ausmacht, am stärksten. Von den Gemeinden mit einer zweiten offiziellen Amtssprache (mit einem Minderheitenanteil von mindestens 20 Prozent) sind 22 Deutsch, 5 Weißrussisch, 3 Kaschubisch und eine Litauisch. Insgesamt leben heute rund 150.000 Deutsche in Polen, fast alle in Oberschlesien.
Argumente Polens faktisch falsch
Die Begründung der Polnischen Regierung ist dabei nichts als eine Farce: Man werde die Deutsche Minderheit nicht finanziell unterstützen, da die 2,2 Millionen Polen in der Bundesrepublik auch nicht unterstützt werden würden. Dies ist nicht nur ein Skandal, sondern auch noch faktisch falsch. Denn wie Der Nordschleswiger berichtet, bietet die Bundesrepublik durchaus auch staatlich finanzierten Polnisch-Unterricht an. Dass die Polen in keinem Ort in Deutschland annähernd 20 Prozent der Bevölkerung stellen, sei hier nur am Rande erwähnt.
Starke Folgen für Deutsche
Bei den Geldern handelt es sich um rund 9 Millionen Euro im Jahr, die der polnische Staat seit 1997 jährlich den zweisprachigen Orten beisteuerte. Ohne den Hilfsgeldern wird wohl der Deutschunterricht in den deutsch bewohnten Gebieten in Oberschlesien stark eingeschränkt werden. Weiters wurden zweisprachige Orts- und Straßenschilder finanziert. Der Nordschleswiger, der selbst eine Zeitung der deutschen Minderheit in Nordschleswig (Dänemark, bis 1920 Deutschland) ist, rät den deutschen Schlesiern, sich an die Deutsche Bundesregierung zu wenden. Es ist dabei schon skurril und bezeichnend, dass eine Deutsche Zeitung aus Dänemark als fast einziges Presseorgan die Deutschen in Polen unterstützt.
Polens Vergleich eine Schande
Der heutige Westen Polens, insbesondere Schlesien, Ostbrandenburg, Pommern und Danzig, waren spätestens seit dem Hochmittelalter rund 700 Jahre lang bis 1945 fast komplett Deutsch bewohnt. Laut Zahlen der Bundeszentrale für Politische Bildung wurden unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg rund 3,6 Millionen Deutsche aus den genannten Gebieten vertrieben. Hiervon kamen hunderttausende auf der Flucht zu Tode. Dass die Polnische Regierung dieses Schwarze Kapitel ihrer Geschichte mit der Emigration von Millionen Polen nach Deutschland aus beruflichen Gründen vergleicht, ist nur eines: Eine Schande.