Die Inflation steigt und steigt. Im Dezember lagen die Preise in Österreich um 4,3 Prozent höher als im Vorjahresmonat – in der Bundesrepublik Deutschland sogar um 5,3 Prozent, Erwartung für Jänner: sechs Prozent – und 0,6 Prozent höher als im November. Doch, erklärte die Europäische Zentralbank (EZB) damals, das sei nur „vorübergehend“.
Forderung der Mitarbeiter macht stutzig
Doch eine Tatsache macht stutzig: Just die EZB-Gewerkschaft fordert jetzt mehr Geld zur Inflationsabdeckung. Wissen die EZB-Mitarbeiter mehr als andere? Die angebotene Gehaltserhöhung von 1,3 Prozent ist den Mitarbeitern jedenfalls zu wenig, denn diese Gehaltserhöhung „schützt unsere Gehälter nicht mehr vor der Inflation”.
„Selbst wenn der Anstieg der Inflation nur vorübergehend sein sollte – was wir alle hoffen –, haben wir keine Garantie, unsere Verluste wieder auszugleichen”, heißt es bei der „International and European Public Services Organisation“ (IPSO), wie Politico berichtet. Gefordert wird ein Indexierungsmechanismus, der Lohnzuwächse an die Inflation koppelt, wie es in den 1970er-Jahren noch üblich war.
Abkehr von Indexierung brachte Kaufkraftverluste – absichtlich
Doch genau das Gegenteil will die EZB-Führung. Ihre Präsidentin Christine Lagarde aus Frankreich lobte erst vergangene Woche die Abkehr von den Indexierungs-Systemen als Verbesserung.
Diese Abkehr hat jedoch zu einem Kaufkraftverlust geführt – aber eben nur bei den Bürgern. Denn die aktuellen Gehalts- und Lohnerhöhungen der Kollektivverträge erreichen aktuell in Österreich im besten Falle drei Prozent und liegen damit unterhalb der Inflation.
Umstrittene EZB-Geldpolitik
Carlos Bowles, Vizepräsident von IPSO und Berater bei der EZB, erklärt:
Wenn die EZB eine Rolle bei der Inflation spielt, dann über ihre Geldpolitik und nicht über den Mechanismus, mit dem sie die Gehälter ihrer Mitarbeiter anpasst.
Und genau diese Geldpolitik ist es, die seit mindestens zehn Jahren den Sparern und Bürgern enorme Verluste über die Geldentwertung gebracht hat. Es ist genau diese Geldpolitik, die die Euro-Geldmenge explodieren ließ – in Corona-Zeiten sogar bei gesunkener Wirtschaftsleistung!
Ehernes Gesetz
Doch jetzt scheint die Stunde der Wahrheit gekommen: Wächst die Geldmenge stärker als die Gütermenge, schlägt sich der monetäre Überhang früher oder später in steigenden Güterpreisen nieder. Dieser Mechanismus dürfte jetzt wohl einsetzen. Und davon könnten die EZB-Mitarbeiter Kenntnis haben.