Wie soll man das nennen: Manipulation, Propaganda oder „Qualitätsjournalismus“, was heute, Sonntag, die Tageszeitung Die Presse darbietet?
Qualitätsjournalismus sieht anders aus
Ja, die Presse, Österreichs älteste Tageszeitung, wird nicht müde, sich besser als andere Mainstream-Medien und auch besser als alternative Medien zu sehen. Im Zuge der Kurz-Affäre meinte sie erst im Oktober „Qualitätsjournalismus ist notwendiger denn je“ – und wähnte sich selbstverständlich auf der richtigen, der Qualitätsseite.
Heute, Sonntag, sieht die „richtige“ Seite wie folgt aus.
„Mitreden“, aber das Ergebnis steht schon fest
Im Beitrag „Mitreden: Schon wieder ein Lockdown – und was dann?“ findet sich der Satz:
In einer nicht-representativen Umfrage auf unserer Website spricht sich ebenfalls die Mehrheit für eine Impfpflicht aus (Fehler im Wort „repräsentativen“ ist Original).
Dann folgt ein Eingabefeld, wo die Leser eingeladen werden „mitzureden“. Das Feld ist allerdings neutral, also ohne Ergebnis. Unter diesem Eingabefeld folgt dann der Absatz:
Und diese soll nun auch tatsächlich ab Februar in Österreich kommen. Das wurde am Freitag bei der Pressekonferenz angekündigt und wird wohl für Aufregung und Proteste sorgen.
Also, alles klar: Die Österreicher wollen die Impfpflicht und sie wird daher auch kommen. Bestellt, geliefert.
Kein Interesse an der Wahrheit
Nimmt man aber an der Umfrage teil und stimmt ab, dann sieht man, wie sehr die Österreicher die Impfpflicht wünschen, nämlich mehrheitlich nicht. Stand Sonntagnachmittag sprechen sich 71 Prozent der Leser gegen die Impfpflicht aus.
Dennoch prangt der Satz, wonach die Österreicher die Impfpflicht wünschen, über der Umfrage.