Die Sowjetunion rückte 1979 mit mehr als 100.000 Mann in Afghanistan ein.

7. September 2021 / 13:22 Uhr

Als der russische Bär an Afghanistan scheiterte

Nach dem Abzug der Nato-Truppen hat der Westen in Afghanistan ein zerstörtes Land zurückgelassen, das in wenigen Tagen von den radikal-islamischen Taliban eingenommen wurde. Unzensuriert beleuchtet die Geschichte Afghanistans in einer Serie näher, um zu verstehen, wie es soweit kommen konnte. Heute zeigen wir auf, wie Russland in Afghanistan scheiterte.

Russland erlebte sein ‘Vietnam’

Es war einer der blutigsten und verlustreichsten Kriege der Sowjetunion. Um einen Regierungswechsel in Afghanistan zu erzwingen, besetzte der mächtige “russische Bär” 1979 seinen südlichen Nachbarn. Aus Angst vor einer islamischen Revolution wie im benachbarten Iran blieb die russische Armee im Land. Es folgte zehn Jahre lang ein blutiger Krieg gegen die Besatzer, bei dem rund eine Million Menschen getötet wurden. Afghanistan entwickelte sich zu einem ‘Vietnam der Sowjetunion’, die schließlich ihre Niederlage eingestehen musste.

Politbüro scheute keinen Krieg

1978 endete der Frieden in Afghanistan, als die afghanischen Kommunisten blutig die Macht übernahmen und eine bolschewistische Diktatur nach Lenins Vorbild durchsetzen wollten. Wie unzensuriert berichtete, war skurrilerweise die Sowjetunion strikt dagegen, da man einen Bürgerkrieg und damit das Ende der guten wirtschaftlichen Beziehungen befürchtete. Die Sowjetunion unter ihrem Anführer Leonid Breschnew entschieden sich daher für eine militärische Intervention. Das damalige führende Politbüro der Sowjetunion bestand noch zum Großteil aus Veteranen des Zweiten Weltkriegs. Geprägt durch die Kriegserlebnisse scheute die Führung keine militärische Lösung, sie befürwortete sie sogar.

Machtvakuum wurde befürchtet

Der Einmarsch verlief zunächst wie geplant. Der kommunistische Anführer Afghanistans, Hafizullah Amin, wurde von russischen Spezialeinheiten ermordet, der Präsidentenpalast in Kabul vollständig ausgebombt. Anschließend marschierten die Sowjets rasch ein und setzten eine neue, gemäßigtere Regierung ein. Doch schnell wuchs durch das Machtvakuum der künstlich eingesetzten Führung und die Angst vor einer islamischen Revolution wie im benachbarten Iran. Doch als die russische Armee zur Stabilisierung im Land bleiben wollte, war es bereits zu spät. Die moslemische Bevölkerung rief, ähnlich wie bei den Kriegen gegen England, den “heiligen Krieg” (Dschihad) aus.

Eine Million Tote

Was folgte, war ein zehn Jahre andauerndes Gemetzel. Auf der einen Seite hatten die islamistischen Krieger, die sogenannten „Mudschaheddin“, einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung. Sie wurden umfassend vom Westen im benachbarten Pakistan ausgebildet und ausgerüstet. Auf der anderen Seite hatten die Sowjets ein Heer aus 170.000 Soldaten in Afghanistan aufgestellt. Die Sowjetunion war auch damals eine der modernsten und stärksten Militärmächte der Welt. Die Hauptleidtragende des Krieges war jedoch die Bevölkerung. Von den rund einer Million Toten waren die meisten Zivilisten.

Afghanistan besiegte erneut Weltmacht

Schließlich mussten sich die Russen 1989 geschlagen geben. Zehn Jahre nach dem Einmarsch war auch die politische Führung in der Sowjetunion eine völlig andere. Unter dem Reformer Michail Gorbatschow, der inzwischen den Staat leitete, wurde eine umfassende Entspannungspolitik verfolgt. Auch in der russischen Bevölkerung gab es keinerlei Rückhalt für den Krieg, bei dem man auch immer mehr Tote auf der eigenen Seite zu beklagen hatte. Somit gelang den Afghanen rund 70 Jahre nach ihrem Triumph über das Vereinigte Königreich auch der “Sieg” über die Weltmacht Russland. Zu welchem Preis, ist eine andere Frage.

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