Nach wochenlangen innerparteilichem Ringen wurde nun doch entschieden: Der ehemals parteilose Ex-Ministerpräsident Giuseppe Conte ist neuer Parteichef der Fünf-Sterne-Bewegung.
Parteichef trotz Gegenpolitik
Conte war nach Zaudern im Umsetzen der EU-Vorgaben in der Corona-Krise in Brüssel vor wenigen Monaten in Ungnade gefallen und jetzt mit rund 92 Prozent der 67.064 stimmberechtigten Parteimitglieder zum Parteichef der Regierungsparte Fünf-Sterne-Bewegung gewählt. Dies ist insoweit einigermaßen verwunderlich, da Conte wegen des Widerstandes der Fünf-Sterne-Bewegung und mehrerer Abstimmungsniederlagen im italienischen Parlament sein Amt zurückgelegt hatte.
Die Fünf-Sterne-Bewegung war seit Jänner 2020 ohne echte Führung, als der damalige Parteichef und heutige Außenminister Luigi Di Maio den Parteivorsitz entnervt abgegeben hatte. Im Zuge des Rücktritts von Di Maio hatten insgesamt 30 Parlamentarier die Regierungskoalition verlassen, da sie Di Maio und anderen Spitzenrepräsentanten zu große Kompromissbereitschaft gegenüber dem sozialdemokratischen Koalitionspartner PD vorgeworfen hatten.
Parteimitgründer Beppe Grillo ist Gegner Contes
In Folge war der ehemalige stellvertretenden Innenminister und Senator Vito Crimi provisorischer Parteichef. Die Kür von Conte hatte nicht zuletzt deshalb so lange gedauert, weil sich Parteimitgründer Beppe Grillo gegen ihn gestellt hatte.
Grillo, der die ursprüngliche Anti-Establishment-Partei gegründet hatte, wirft Conte vor, keine politischen Visionen zu haben, sondern ausschließlich ein Technokrat zu sein. Wie sich Conte tatsächlich als Parteichef präsentieren wird, werden wohl die nächsten Wahlauseinandersetzungen, wo er sowohl gegen die Sozialdemokraten als auch die Lega bestehen muss, zeigen.