Gernot Blümel / Christine Aschbacher

„Plagiatsjäger“ sind aufgefordert, sich die Diplomarbeiten von ÖVP-Finanzminister Gernot Blümel anzuschauen. Er könnte nach Christine Aschbacher (Bild rechts) als nächster ÖVP-Minister darüber stolpern.

19. Jänner 2021 / 11:28 Uhr

Blümels Diplomarbeit: Wenig Eigenleistung und Lob für Dollfuß-Diktatur

Nach Plagiatsvorwürfen in den sozialen Medien nahm sich der Wochenblick die Diplomarbeit von ÖVP-Finanzminister Gernot Blümel vor und entdeckte Erschreckendes.

Kompetenz von Blümel bekommt neuen Knacks

Mit Wissenschaftlichkeit – so kommt der Wochenblick zum Schluss – habe das nichts zu tun, was Gernot Blümel ablieferte. Blümels Kompetenz bekommt dadurch einen neuerlichen Knacks, nachdem er als Finanzminister das Budget 2020 mit 102.000 Euro anstatt der korrekten Summe von 102 Milliarden Euro bezifferte.

Wochenblick stießt bei seinen Recherchen auf „ÖVP-Ideologie mit Dollfuß-Sympathie“. So habe Blümel in seiner Diplomarbeit unter anderem positiv über Johannes Messner geschrieben, ein Freund und Weggefährte von Dollfuß, der 1933 das österreichische Parlament ausschaltete.

Literatur entspricht keinen wissenschaftlichen Kriterien

Jedenfalls reichte Gernot Blümel 2009 seine Diplomarbeit unter dem Titel „Der Personenbegriff in der Christlichen Soziallehre und -philosophie unter der besonderen Berücksichtigung von Vogelsang, Lugmayer und Messner“ an der Wiener Hauptuniversität im Studienfach Philosophie ein. Der Wochenblick schreibt über seiner Expertise:

Anders als bei Ministerin Aschbacher ergab unser durchgeführter Plagiats-Check mit der Turnitin-Software (dieses Programm wird auch von Österreichs Unis verwendet) von Scribbr, vorerst keine schweren Zitier-Fehler (Plagiate). Doch betrachtet man die von Blümel verwendeten Quellen, stellt man schnell fest, dass es sich um keine wissenschaftlichen Quellen handelt.

Über 20% der Quellen aus dem Literaturverzeichnis sind Lexika und Lehrbücher. Lexika und Lehrbücher gelten nicht als wissenschaftliche Quellen. Blümel wählte für seine Arbeit vornehmlich katholische bzw. christlich-soziale Tendenzliteratur, die keinen wissenschaftlichen Kriterien entspricht. Die Literatur wird nicht reflektiert, hinterfragt oder in einen kritischen Kontext gesetzt – dabei ist genau das eine wichtige Anforderung beim wissenschaftlichen Arbeiten, wie Studenten wissen!

Blümel als „gottesfürchtiger Totalitarist“

Darüber hinaus würde Blümel aus Lehrbüchern zitieren, unter anderem aus Einführungsbüchern für Studienbeginner – ein absolutes „No-Go“ beim wissenschaftlichen Arbeiten. Blümel, so die Wochenblick-Untersuchung, gebe lediglich Literatur wieder. Diese werde jedoch nicht systematisch aufgearbeitet, sondern ungeordnet und unreflektiert zitiert. Darüber hinaus würde Blümel nicht erklären, warum die von ihm gewählten Autoren für sein Thema relevant seien.

Nach Ansicht des Wochenblick zeige die Diplomarbeit Blümel als „gottesfürchtigen Totalitaristen“, was folgendes Zitat beweisen würde:

Die Christliche Sozialphilosophie und Soziallehre kombiniert also allgemein einsehbare Erkenntnisse mit aus übernatürlicher Erkenntnis gewonnenen Grundhaltungen. (Blümel 2009, 18)

“Übernatürliche Erkenntnisse”

Blümel argumentiere mit „übernatürlichen“ und „allgemein einsehbaren Erkenntnissen“. Für Blümel würden übernatürliche Erkenntnisse selbstverständlich erscheinen. Ist ihm bereits irgendein Heiliger oder gar Gott erschienen? Mag sein, doch in einer wissenschaftlichen Arbeit haben solche Erlebnisse nichts verloren, denn sie stellen keine wissenschaftliche Begründung dar.

Dossier an Plagiatsjäger Weber übermittelt

Der Wochenblick schreibt, dass er ein umfangreiches Dossier seiner Recherche zu Blümels Diplomarbeit an Plagiatsjäger Dr. Stefan Weber zur Unterstützung der weiteren Überprüfung übermittelt habe.

Man kann gespannt sein, was da noch herauskommt. Stolpert Blümel nach ÖVP-Arbeitsministerin Christine Aschbacher auch über ein Plagiat? ÖVP-Innenminister Karl Nehammer hat sich aus den Fängen des „Plagiatjägers“ Weber offenbar schon befreien können. Er urteilte über dessen Masterarbeit: „Qualität nicht gut, aber kein Plagiat“. Zu schwach also, um von anderen abgeschrieben worden zu sein.

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