„Inspiriert von den vorangegangenen Aktionen der letzten Wochen haben wir uns dazu entschieden selbst etwas zu starten und uns so in den antifaschistischen Advent einzureihen“, formuliert die Online-Plattform Indymedia das, was sich seit einer Woche in Wien abspielt.
Eingeschlagene Fensterscheiben wegen „Hatschi Bratschis Luftballon“
Am Samstag wurden die Traditionsbuchhandlung Stöhr in der Lerchenfelder Straße sowie das beliebte Jugendlokal Centimeter in der Lenaugasse, beide in Wien-Josefstadt, beschädigt.
Ihr „Verbrechen“? Laut Indymedia bietet der Buchhändler unter anderem auch Bücher von rechten Autoren wie Martin Lichtmesz an. Aber auch „Hatschi Bratschis Luftballon“ ist auf der „schwarzen Liste“ der Antifaschisten; weil die Buchhandlung Stöhr unter anderem dieses Kinderbuch anbietet, wie die Internetseite minutiös auflistet, haben sich die Antifaschisten „dazu entschieden, ein Zeichen gegen diese Umtriebe zu setzen“. Und dies sieht dann so aus: Die Schaufensterscheiben wurden eingeschlagen und die Fassade beschmiert.
Auch Centimeter und Schulvereinshaus beschmiert
Gleich erging es dem Bierlokal Centimeter, einem wegen guten Essens und günstigen Preisen beliebten Treffpunkt für Jugendliche und junge Erwachsene. Es gewähre – welch Frevel – auch rechten Gästen Speis und Trank.
Die Attacken reihen sich ein in eine ganze Kette von mutmaßlich linksextremen Gewalttaten. Erst vor einer Woche wurde das Schulvereinshaus in Wien-Josefstadt übelst beschmiert, wie die Internetseite linke-gewalt.info dokumentierte. Anachronistisch dabei, dass das Haus auf einem Grundstück der Gemeinde Wien steht, das diese der Vorläuferorganisation der heute dort ansässigen Österreichische Landsmannschaft schenkte. Unter den fünf Gründern dieses Vereins waren Viktor Adler und Engelbert Pernerstorfer, die später auch die SPÖ aus der Taufe heben sollten.
Auf einem Auge blind
Doch die Stadt Wien ist auf dem linken Auge offenbar blind. Sie hat kein Interesse, das Eigentum jener Bürger wirksam zu schützen, gegen die die linken Antifaschisten vorgehen.
Wie hoch die Schäden durch das Beschmieren von Hausfassaden sind, soll jetzt eine parlamentarische Anfrage klären. Und vor allem auch, wie hoch die Aufklärungsrate bei derartigen Delikten ist, zumal die Polizei den Opfern wenig zur Seite steht. Bekennerschreiben wie auf Indymedia veranlassen die Behörden und Politik nicht einzuschreiten, sie bleiben dann wohl ein Selbstlob für die linke Szene – und ein Aufruf für weitere Gewalttaten.