Fayez al-Sarradsch

Libyens Ministerpräsident Fayez al-Sarraj steht nach anhaltenden Protesten mitten im Bürgerkrieg vor dem Rücktritt.

17. September 2020 / 22:56 Uhr

Proteste gegen Korruption und Misswirtschaft: Regierungschef al-Sarraj will zurücktreten

Der sogenannte „Einheits-Regierungschef“ Libyens, Fayez al-Sarraj, möchte sein Amt zurücklegen. Diese Absicht verkündete der Ministerpräsident des Bürgerkriegslandes im Staatsfernsehen. Grund für die Rücktrittsabsichten des seit 2015 im Amt befindlichen Politikers sind Unruhen und Proteste gegen Korruption und Misswirtschaft. Die sich durch den Bürgerkrieg laufend verschlechternden Lebensumstände der Libyer treiben immer mehr Bürger auf die Barrikaden. al-Sarraj scheint amtsmüde zu sein.

Dazu kommt, dass das Land durch den jahrelangen Bürgerkrieg in mehrere Einfluss-Spähren gespalten ist. Während Tripolis und Umgebung von der „Einheitsregierung“ mit Unterstützung von der Türkei und Katar beherrscht wird, wird der Osten und Süden des Landes von General Chalifa Haftar und seinen Verbündeten kontrolliert. Haftar genießt wiederum die Unterstützung von Ägypten und Russland.

Türkei und Russland verhandeln über Waffenstillstand

Aktuell haben bei den Waffenstillstandsverhandlungen die Türkei und Russland in diesem Stellvertreterkrieg die Initiative ergriffen. Seit Wochen und Monaten herrscht eine Pattstellung. Gleichzeitig ist der Konflikt in Libyen durch die Türkei auf den gesamten östlichen Mittelmeerraum ausgedehnt worden. Dies hat wiederum Frankreich, Griechenland und die gesamte EU auf den Plan gebracht.

Und auch Russland, das den osmanischen Machtphantasien des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan Einhalt gebieten möchte, ist auf den Plan gerufen, da es seine eigenen Strategien durch eine erstarkte Türkei geopolitisch gefährdet sieht. Trotz Waffenstillstandsverhandlungen rüsten sowohl die Türkei, aber auch Russland ihre Söldnertruppen im libyschen Bürgerkrieg aber weiter auf.

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