Täglich neue Details im Inseraten-Krimi um Bundeskanzler Werner Faymann und Staatssekretär Josef Ostermayer (beide SPÖ) – und was macht der Kanzler? Er flüchtet in die USA, lässt von Medien, die er reichlich mit Anzeigen verwöhnt, ausrichten, dass er Präsident Barack Obama nach Österreich eingeladen habe und seinen „guten Freund“ Arnold Schwarzenegger besuchen werde.
der Inseraten-Affäre in die Schlacht.
Foto: Verlagsgruppe Styria / APA-OTS / Preiss
Österreich und Heute wissen, was sie dem Werner schuldig sind. Sie verbreiten nicht nur gute Geschichten über den SPÖ-Mann, sondern gehen auf die Aufdecker-Medien, speziell auf den Kurier, los. Während Wolfgang Fellner (Österreich) seine Barracuda-Redakteure auf Kurier-Chefredakteur Helmut Brandstätter loshetzte, lässt Eva Dichand (Heute) über die „scheinheilige Aufdecker-Rolle des Raiffeisen-Blattes“ berichten. Typisch österreichisch, ist man versucht zu sagen: Geprügelt wird der Überbringer der schlechten Nachricht, der Kurier, und nicht die Verursacher des Skandals, Faymann und Ostermayer.
70 Millionen Euro für zwei Blätter
Der Kurier lässt sich vom Boulevard nicht einschüchtern – und deckt weiter auf: So soll die Tageszeitung Österreich seit 2006 35,4 Millionen Euro von der öffentlichen Hand bekommen haben, die U-Bahnzeitung Heute sogar noch mehr, nämlich 35,7 Millionen Euro. Der Kurier nennt die Agentur Focus als Quelle für diese Angaben. Auffallend: Von der Stadt Wien bekamen die beiden Blätter 20,5 (Österreich) beziehungsweise 20,4 (Heute) Millionen Euro, die Ministerien gaben dafür 7,1 bzw. 7,9 Millionen Euro aus, die Asfinag 1,4 bzw. 0,9 und die ÖBB 6,4 bzw. 6,5 Millionen Euro. Insgesamt haben Österreich und Heute mehr als 70 Millionen Euro kassiert, mehr als jede andere Zeitung.
Wer weiß, was im Zuge der ÖBB-Inseraten-Affäre noch alles ans Licht kommt? Jedenfalls ermittelt die Staatsanwaltschaft in dieser Causa weiterhin gegen Faymann und Ostermayer. ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf wollte in der Presse einen Untersuchungsausschuss nicht mehr ausschließen und sagte: „Am schlimmsten ist es, dass dieser Skandal die oberste Spitze unserer Bundesregierung erreicht hat.“ Außerdem hat der Rechnungshof angekündigt, der Frage nachzugehen, ob die Österreichischen Bundesbahnen mit ihrem vorhandenen Werbe-Etat sparsam und zweckmäßig umgehen. Wie berichtet, sollen Faymann als Infrakstrukturminister und Ostermayer als dessen Büroleiter Druck auf ÖBB und Asfinag ausgeübt haben, um der Kronen Zeitung einen 500.000-Euro-Auftrag zu verschaffen. Ostermayer soll sich auch noch mit dem damaligen ÖBB-Chef Martin Huber im Wiener Lokal Stadtwirt getroffen haben und „ein paar Millionen für den Werner“ aus dem Werbebudget der ÖBB verlangt haben. Unfassbar: Ostermayer hat bei seinem Auftritt in der ZiB2 diesen Vorwurf nicht einmal vehement bestritten und auch kein klares Dementi abgegeben. Für ihn und seinen Chef Faymann gilt die Unschuldsvermutung.