Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan schätzt die Situation an der türkisch-griechischen Grenze wohl richtig ein. Er erklärte am Sonntag auf einer Veranstaltung anlässlich des Weltfrauentags in Istanbul:
Hey Griechenland, diese Menschen kommen nicht zu dir und bleiben, sie kommen zu dir und gehen in andere Länder Europas. Warum störst du dich daran?
Deutsche Länder besonders betroffen
Da hat Erdoğan recht. Die meisten Migranten wollen nämlich vor allem nach Mitteleuropa, also die Bundesrepublik Deutschland und Österreich. Die Bundesrepublik ist seit sieben Jahren Spitzenreiter bei Schutzanträgen. Und für Österreich gilt: „Es gibt kaum ein Land weltweit und schon gar nicht in Europa, das pro Kopf mehr Flüchtlinge aufgenommen hat”, wie Kanzler Sebastian Kurz erst vergangene Woche klarstellte.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Migranten, die Vorhut von 3,7 Millionen, die in der Türkei warten, weiterziehen, ist also sehr hoch. Nachdem die Regierung in Athen erklärt hat, ab Mitte März ihre finanzielle Unterstützung einzustellen, wird wohl so gut wie keiner der illegalen Einwanderer in Griechenland bleiben.
Türkei beklagt Rücksendung
Darüber hinaus beklagte sich Erdoğan über Griechenland, denn das Nachbarland hätte Migranten, die es in die EU geschafft haben, unrechtmäßig in die Türkei zurückgeschickt. Außerdem hätten die Griechen die Migranten „geschlagen“, „getötet“ und „gefoltert“. Niemand erhebe die Stimme gegen solch unmenschliche Aktionen, bedauerte Erdoğan, im Gegenteil, Griechenland werde sogar noch unterstützt.
Griechenland weist bisher alle Anschuldigungen dieser Art zurück und verstärkt währenddessen den Grenzschutz. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis fordert im Gegenzug die Türkei zu einem raschen Kurswechsel auf und „Flüchtlinge“ nicht länger als „Bauernopfer“ für seine politischen Ziele zu missbrauchen. Mitsotakis sagte auf einem deutsch-griechischen Wirtschaftsforum am heutigen Montag in Berlin, Griechenland und die EU ließen sich von der Türkei nicht „erpressen“.