Auf jüngste US-Luftschläge gegen Ziele der Hisbollah im Irak und in Syrien folgten heftige Reaktionen. Der von Protesten heimgesuchte Irak könnte demnach Schauplatz einer Serie von Aktionen und Reaktionen werden: einerseits Angriffe der Hisbollah und weiteren paramilitärischen Organisationen auf US-Soldaten im Irak, andererseits auf Vergeltungsschläge der USA gegen diese Gruppierungen. Zudem nehmen die Proteste im Irak wieder an Fahrt auf und auch die US-Botschaft in Bagdad ist nun ein Ziel der Protestanten geworden.
USA reagierte “einvernehmlich” mit dem Irak auf Hisbollah-Provokationen
Wie wir bereits gestern berichteten, kam es zu US-Luftangriffen auf Hisbollah-Stellungen im Irak und in Syrien. Diese Angriffe zielten laut Pentagon auf Kommandozentralen und Waffenlager ab und galten als Vergeltungsmaßnahmen für angebliche monatelange “Provokationen” von Seiten der iranisch-unterstützten Miliz. Zuletzt kamen US-Soldaten und irakische Sicherheitskräfte zu Schaden, ein US-Zivilbeschäftigter starb bei einem Raketenangriff der Hisbollah in der Nähe der irakischen Ölstadt Kirkuk. Bei den US-Luftangriffen diese Woche starben laut diversen Angaben rund 25 Kämpfer der Hisbollah. Die Angriffe wären zudem mit dem irakischen Premierminister Adel Abdul Mahdi abgesprochen gewesen und somit einvernehmlich geschehen. Aussagen, die sich jetzt in einem völlig anderem Licht darstellen.
US-Luftschläge richteten sich auf gegen irakische Sicherheitskräfte
Laut Angaben der irakischen Regierung, seien diese erwähnten Angriffe nämlich nicht einvernehmlich geschehen. Zudem gab es, neben gefallenen Kämpfern der Hisbollah-Miliz, auch Schäden auf irakischer Seite. Mindestens 55 irakische Sicherheitskräfte sollen bei einem US-Angriff auf einen großen Stützpunkt in der Nähe der syrischen Grenze verletzt worden sein. Das Büro des irakischen Premierministers zitierte Mahdi mit den Worten: “Der Angriff der USA auf irakische Sicherheitskräfte ist inakzeptabel und wird gefährliche Folgen nach sich ziehen.” Der nationale Sicherheitsrat verurteilte die Angriffe zudem und kam zu dem Schluss, dass der “Irak seine Beziehungen mit den USA” überdenken müsse.”Den Irak, seine Bürger und Sicherheitskräfte zu schützen obliegt einzig und alleine dem Irak selbst.”
Russland, Syrien und der Iran verurteilen die Angriffe
Russlands Außenministerium verurteilte das “ungleiche Austauschen von Luftschlägen”. Zudem rief das Ministerium beide Seiten, die USA und die Hisbollah, zur Zurückhaltung auf. “Wir halten solche Aktionen für inakzeptabel und kontraproduktiv. Deshalb rufen wir alle involvierten Seiten dazu auf von weiteren militärischen Auseinandersetzungen Abstand zu nehmen, um die militärisch-politische Situation im Irak, in Syrien und ein weiteren, benachbarten Ländern nicht [weiter] zu destabilisieren.” Die syrische Führung schloss sich diesem Statement an, mit den folgenden Worten eines Sprechers des Außenministeriums: “Syrien möchte seine volle Solidarität mit dem Irak zum Ausdruck bringen. Syrien fordert die USA zudem dazu auf, sich aus internen Angelegenheiten anderer Staaten rauszuhalten.”
Hisbollah und weitere paramilitärische Gruppen kündigen “Kampf mit den USA” an
Teheran ging sogar noch einen gewaltigen Schritt weiter und setzte einmal mehr auf verbale Konfrontation mit der USA. Die iranische Führung verurteilte die US-Luftangriffe als “terroristischen Akt”. Laut einem Sprecher würde die USA “angebliche Beweise haben”, welche die monatelangen Provokationen durch die Hisbollah belegen. “Diese Beweise gibt es nicht und somit sind die Angriffe der USA im Irak ein Bruch gegen internationales Recht.” Weiter hieß es, dass die USA “den Islamischen Staat” wohl kaum besiegen könne, wenn sie “weiterhin Truppen im Stich lässt oder auch attackiert, welche dem Islamischen Staat schwere Schläge versetzten”. Die Hisbollah selbst äußerte sich mit einem nur kurzem Statement zu den Angriffen. Der Kampf mit den “USA und seinen Söldnern” sei nun “offen für alle Möglichkeiten”. Die USA lasse der Miliz “keine andere Wahl, als Konfrontation” und diese Wahl wolle die Miliz “nutzen”. Einige andere paramilitärische Gruppen im Irak kündigten auch “harte” Antworten gegen die USA im Irak an.
Protestanten wollten US-Botschaft in Bagdad stürmen
Wie zu erwarten kam es aber auch zu unterstützenden Worten für die US-Luftangriffe. Vor allem der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu gratulierte dem Pentagon zu “längst überfälligen Maßnahmen gegen die Bedrohung des Irans oder seinen verbündeten Terrorgruppen”. Ob Verurteilung oder Gratulationen, dem Irak selbst nutzt das alles nicht viel. Das Land wird von heftigen Protesten heimgesucht und die jüngsten Angriffe der USA heizten diese weiter an. Laut mehreren Pressestellen versuchten demnach hunderte Iraker die US-Botschaft in Bagdad zu stürmen. Die Sicherheitskräfte sahen sich gezwungen innerhalb der Botschaft Schutz zu suchen. Laut Angaben mehrerer Quellen wurden die gelben Flaggen der Hisbollah an den Außenwänden der Botschaft angebracht. Das Jahr 2019 geht heute zu Ende, aber die Spannungen im Nahen und Mittleren Osten, nun auch wieder im Irak, scheinen gerade erst wieder so richtig anzufangen.