Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern, besagt ein alter Spruch. Dumm nur, dass im Internet-Zeitalter das nicht mehr ganz gilt, denn über gängige Suchmaschinen verfügt jeder über sein Zeitungsarchiv und kann digital nachblättern, ob die Berichte von letzter Woche oder letztem Jahr noch Aktualität und Gültigkeit besitzen.
Ziemlich alt sehen da so manche Prognosen aus, die "Experten" vor oder während der Fußball-WM abgegeben haben. "Kritisch, messerscharf und pointiert", sagte etwa Frenkie Schinkels für die Zeitung "Heute" am 11. Juni, dem Tag des Eröffnungsspiels, voraus, was die WM bringen würde – und verkühlte sich gestern zum ersten Mal so richtig.
„Schon ein Gruppenspiel zu gewinnen, wird für die Elf von Jogi Löw ganz schwer. Ich glaube, es heißt nach der Vorrunde: Schade Deutschland, alles ist vorbei.“ – Schinkels Worte über die Chancen der DFB-Elf. Jetzt sind die Deutschen Gruppensieger und die von ihm als hoffnungsfrohe Außenseiter gehandelten Serben fahren nach Hause.
Nur ein kleines Beispiel für ein flächendeckendes Phänomen: Keine Zeitung, kein Fernsehsender kommt in der Berichterstattung ohne "Experten" aus. Jeder, der in der Vergangenheit mehr oder weniger erfolgreich den Ball getreten hat, darf seinen Senf dazugeben.
Aber sind wir nicht alle selbst Experten genug, um die Gesetze des Fußballs zu verstehen? Millionen von Teamchefs sitzen täglich vorm Fernseher und kämen gewiss auch ohne die Bevormundung durch Fachkommentatoren aus.