Jetzt wissen wir zwar immer noch nicht, wo die Geschenke sind, die Eva Glawischnig in ihrer Amtszeit als Dritte Nationalratspräsidentin erhalten hat, aber immerhin wissen wir, wer davon profitiert hat. Sie seien, so Glawischnig im "Standard", zugunsten des Anti-Rassismus-Vereins ZARA versteigert worden. Gut 1000 Euro seien dafür zusammengekommen, der größte Teil davon allerdings "durch von ihr selbst angefertigte Bilder für das Büro". Wir wussten nicht, dass Glawischnig sich auch als Malerin oder Fotografin betätigt.
Will man der nunmehrigen Klubobfrau der Grünen nicht Lüge vorwerfen, so ist ihre Schilderung des karitativen Akts zumindest mit einigen Erinnerungslücken behaftet. Der Verein ZARA vermerkt nämlich auf seiner Webseite, dass der Erlös nicht aus einer Versteigerung, sondern aus einer Tombola stammt, und beziffert den von Glawischnig erhaltenen Betrag mit 780 Euro. Weitere Details waren von ZARA leider nicht zu erfahren, weil sich dort all jene, die darüber Auskunft geben könnten, bis Ende August auf Urlaub befinden.
Ohne jetzt um die starken zwei Hunderter streiten zu wollen, fällt eines auf: Glawischnig dürfte das Republikseigentum jedenfalls deutlich zu billig hergegeben haben. Der Fernsehsender ATV ließ gestern drei Geschenke, die dem derzeitigen Dritten Präsidenten Martin Graf (FPÖ) überreicht wurden, schätzen (im Video bei 09:40). Für einen Dolch aus Saudi-Arabien, eine Kristallskulptur aus Kasachstan und ein Teeservice aus Thailand (siehe Fotos) setzte der Kunstexperte jeweils 1500 bis 2000 Euro an Wert an. Es scheint doch etwas befremdlich, solche Kostbarkeiten mit ein paar Tombolalosen – womöglich noch im Kreis der eigenen Polit-Freunde – zu verschleudern.
Abgesehen davon widerspricht der Umgang der grünen Frontfrau mit den Geschenken ganz klar den Vorstellungen von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. Die hatte ja in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage des FPÖ-Abgeordneten Johannes Hübner sowohl eine Ausstellung als auch eine Versteigerung von Gastgeschenken abgelehnt, weil sie durch eine Wertung der Geschenke internationale Verstimmungen befürchtet.
Hübner fordert daher umso mehr eine klare Regelung, wie mit Geschenken an die Republik umgegangen werden soll. Der Anfrage an Prammer will er weitere an den Bundeskanzler und die übrigen Regierungsmitglieder folgen lassen.
(Foto auf der Startseite: © Rainer Sturm / Pixelio.de)