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12. Oktober 2010 / 13:38 Uhr

Wien-Wahl seltsam analysiert

Pünktlich am Tag nach der Wahl beginnt bei den Verliererparteien das Wundenlecken. Dabei steht vor allem die Frage nach dem „Warum?“ ihrer Wahlniederlage im Zentrum der Diskussionen. Eine unterstützende Rolle bei diesem für die Bevölkerung wenig anschaulichen Prozess spielen Meinungsforschungsinstitute, die durch Wählerstromanalysen und Wahltagsbefragungen Erklärungen liefern sollen.

Das Sozialforschungsinstitut „SORA“ hat anlässlich der Wiener Gemeinderats- und Landtagswahl wieder eine Auswertung über das Wahlverhalten der Hauptstädter erstellt und anhand einer Umfrage am Wahltag festgestellt, wer eigentlich wen gewählt hat. Bei der Interpretation dieser Statistiken sollte sich der Leser jedoch das demokratisch legitimierte Ergebnis vor Augen halten, um nicht den Eindruck zu erlangen, das Institut hätte gerne ein völlig anderes Resultat. Dabei sollte die Wahltagsbefragung nach eigenen Angaben das Wahlergebnis „reproduzieren“.

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Dass dem nicht so ist, zeigt schon die Erläuterung über das Wahlverhalten in Altersgruppen. Da hat beispielweise die FPÖ bei den unter 30jährigen einen Anteil von nur 23 Prozent, bei den 30- bis 59jährigen ebenfalls nur 23 Prozent, aber bei den über 60jährigen plötzlich 27 Prozent. Wie ist dann ein vorläufiges Endergebnis von 27 Prozent für die Freiheitlichen möglich, wenn sie in der „SORA“-Analyse ausschließlich nur bei den älteren Menschen auf dieses Ergebnis kommt? Noch merkwürdiger ist die Aufteilung bei Männern und Frauen. Hier sollen 28 Prozent der Männer ein Kreuz bei den Blauen gemacht haben, aber nur 20 Prozent der Frauen. Damit würden die 27 Prozent jedoch nie erreicht werden. Die ÖVP hätten 14 Prozent der Frauen und 14 Prozent der Männer gewählt – das offizielle Ergebnis beträgt jedoch lediglich 13,3 Prozent für die Schwarzen.

Komplett daneben scheint auch die Aufteilung bei den Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, die ja in Summe 100 Prozent aller Wähler sein müssten. Falsch gedacht. Hier erreicht die FPÖ einmal 16 Prozent und einmal 26 Prozent – also auch wieder Resultate, die weit weg vom tatsächlichen Wahlergebnis liegen.

Bei dieser Kaffeesudleserei ist es nicht wirklich verwunderlich, dass die Wahlverlierer in ihrem Irrglauben verbleiben, alles richtig gemacht zu haben. Es zeigt sich erneut: Wahlen sind Wahlen und Umfragen sind Umfragen. Selbst wenn die nach der Wahl gemacht werden, weichen sie von der Realität oft weit ab.

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