Die verbreitetsten Medien in Österreich sind leider alles andere als unparteiisch oder neutral – besonders in Wahlkämpfen findet der aufmerksame Leser Parteiwerbung, die stillschweigend als Fakt präsentiert wird. Der PR-Ethik-Rat hat nun die "Krone bunt" für eine Beilage gerügt, die drei Wochen vor der Wien-Wahl erschien: In dieser wurden neben Unternehmenspräsentationen auch ein vierseitiges Interview mit Bürgermeister Häupl unter dem Titel "Eine Stadt zum Verlieben" angepriesen – ohne darauf hinzuweisen, dass es sich hierbei um Werbung handelte.
Das 32 Seiten umfassende Projekt war eine bezahlte Kooperation mit Unternehmen in Wien, die ihr Wirtschaftskonzept für die Zukunft – und damit die Bedeutung der Stadt – darlegten. Pro Doppelseite und Unternehmen wurden hierbei 30.000 Euro eingenommen, macht in Summe 360.000 Euro. Am Ende der Beilage fand sich das vierseitige Interview mit dem überdeutlichen Titel "Der Wähler soll auf Nummer Sicher gehen". Doch im Gegensatz zu zahlreichen anderen, ähnlich positionierten und gestalteten Werbemitteilungen, die mit dem deutlichen Hinweis "entgeltliche Einschaltung" gekennzeichnet wurden, war in der Lobpreisung Häupls kein Hinweis auf Werbung oder bezahlte Anzeigen zu finden. Es wäre ohnehin nicht verwunderlich, wenn die Häupl-Propaganda im Preis, den die Unternehmen zahlten, inkludiert war.
Mit dieser unerlaubten ungekennzeichneten Einschaltung des Wahlkämpfers verstieß die "Krone bunt" nicht nur gegen §26 des Mediengesetzes, der eine derartige Kennzeichnung klar vorraussetzt, sondern auch gegen eine Reihe von internationalen Kodizes der Kommunikation: In Artikel 3, 4 und 15 des "Code de Lisbonne", die Aufrichtigkeit, moralische Integrität und und Offenheit fordern, und in Artikel 9 des Ehrenkodex des Public Relations Verbandes Austria, der den Begriff "Schleichwerbung" definiert, wird das Verhalten der Zeitung klar als unzulässig und unerwünscht deklariert.
Der österreichische Ethik-Rat für Public Relations befragte die Chefredaktion der "Krone Bunt" sowie die teilnehmenden Unternehmen zu diesem Vorfall – acht der zwölf Unternehmen sowie Krone-Chefredakteur Christoph Dichand hielten es jedoch nicht für angemessen, sich dazu zu äußern.
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Die Unternehmen, die sich im Wahlkampf vor den SPÖ-Karren spannen ließen, waren übrigens: Erste Bank Group, Austrian Airlines, A1 Telekom, Siemens, Vienna Insurance Group, PORR, Flughafen Wien, Signa Holding, REWE Österreich, Austria Trend Hotels (Ruefa, Verkehrsbüro), Wiener Städtische und Donau Versicherung.
Foto: Andres Neustifter / flickr