Deutschland ist bei der Finanzierung der strauchelnden EU-Staaten naturgemäß ganz vorne dabei. Eine halbe Billion Dollar – exakt 513 Milliarden oder umgerechnet 388 Milliarden Euro – haben deutsche Banken und auch deutsche Anleger an Griechenland, Irland, Portugal und Spanien verborgt. Auch in den offiziellen EU-Rettungspaketen ist Deutschland überdurchschnittlich engagiert. Besonders groß ist das Risiko bei Irland, das nicht zum ersten Mal von Deutschland gerettet wird.
Alleine in Irland haben Deutschland und seine Bürger derzeit 186,4 Milliarden Außenstände, wie die Bank für internationalen Zahlungsausgleich errechnet hat. Im Vergleich zum weitaus größeren Spanien mit 216,6 Milliarden ist das ein enormer Betrag. Irland ist trotz Rettungspaket weiter akut gefährdet, schreibt heuet ein Budgetdefizit von 32 Prozent und kann selbst mit schärfsten Sparpaketen wohl kaum mehr als die für das Geld aus dem EU-Rettungsschirm angefallenen Zinsen zusätzlich erwirtschaften – von nachhaltiger Konsolidierung also noch keine Rede.
Deutsche Pfandbriefe übersiedelten nach Irland
Was damals kaum beachtet wurde bzw. bald in Vergessenheit geriet: Deutschland hat die Iren schon einmal ausgelöffelt, ziemlich genau vor drei Jahren, Ende 2007. Damals stand die DePfa vor dem Ruin. DePfa steht für Deutsche Pfandbriefanstalt und war ursprünglich ein staatliches Unternehmen zur Kommunalfinanzierung – vergleichbar mit der österreichischen Kommunalkreditbank und mit ähnlichem Ausgang der Geschichte. Nach der Privatisierung im Jahr 1990 wurde sie an die Börse gebracht und etwa zehn Jahre später aufgespaltet. Die Sparte zur Staatsfinanzierung verlegte ihren Sitz in die irische Hauptstadt Dublin.
Motor der Übersiedlung war das Irische Zentrum für Finanzdienstleistungen IFSC, das gezielt Banken für eine Ansiedlung in Irland keilte und – höchst problematisch – in vielerlei Hinsicht auch als Regulierungsbehörde für die Geschäfte auftrat, welche auf ihren Terrain abliefen, scrhreibt der britische BBC-Journalist David Malone in seinem Finanzblog Golem XIV. Es geschah, was vielen nach Irland abgewanderten Banken widerfuhr: Die DePfa geriet durch Spekulationen in beträchtliche Schieflage, die Refinanzierung klappte nicht mehr.
180-Milliarden-Verlust nach Deutschland „heimgeholt“
Foto: chrishartmann / flickr
Für Irland ein glücklicher Umstand: Nur wenige Monate vor dem Zusammenbruch wurde die DePfa von der deutschen Hypo Real Estate gekauft. Wäre dies nicht geschehen, so schreibt Blogger David Malone weiter, dann wären die 180 Milliarden Euro Verlust bei der Hypo Real Estate ein irischer Verlust gewesen, der alle bisher dagewesenen Verlustziffern in den Schatten gestellt hätte.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass hinter der Rettung der DePfa ein Masterplan stand. Wäre sie untergegangen, hätte dies sicherlich eine große Schneise in die deutsche Bankenlandschaft gerissen und vielen Banken und Landesbanken in eine Anschlussinsolvenz gestürzt, die den Ausfall der Sachsen-LB (die sich übrigens auch in Irland verzockt hat) weit übertroffen hätte.
„Banken dürfen Völker nicht gegeneinander aufbringen!“
Die deutsche Rettungsaktion für die DePfa war also auch von Eigennutz bestimmt – wiewohl es die irischen Behörden waren, die durch lasche Regulierung die verheerende Spekulationswut der Banken anheizten. Dennoch stellt sich für Malone die Schuldfrage nicht in der Weise, ob nun die Deutschen oder die Iren für die Verluste aufkommen sollen: Es handle sich um die Verluste von Bankern, nicht nur aus Deutschland, sondern aus fast allen Ländern und ihrer korrupten irischen Helfer, nicht um die Verluste der Menschen. Man solle es den Bankern daher nicht durchgehen lassen, die Völker gegeneinander aufzubringen, um die eigene Schuld zu verbergen.