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11. März 2011 / 10:48 Uhr

Bildungsverhinderungspolitik

Martin GrafDer Uni-Betrieb wird nach der Guttenberg-Affäre auch in Österreich vom großflächigen Plagiatsverdacht erfasst. Mit Akribie widmen sich Professoren der Überprüfung der Arbeiten von EU-Kommissar Hahn und Ex-Finanzminister Grasser. Der von der Plattform Plagipedi ebenfalls zur Untersuchung ausgeschriebene Peter Pilz wird medial links liegen gelassen und darf sich weiterhin als Plagiatsjäger inszenieren. Wie eine Überprüfung seiner Dissertation durch die Internet-Zeitung Unzensuriert ergab, ist der Plagiatsverdacht gegen Pilz tatsächlich kaum haltbar. Seine Arbeit sei schlicht zu dünn, um Plagiate zu enthalten. Eher muss man sich hier wohl die Frage stellen, auf welcher Basis Pilz‘ Doktorvater Alexander van der Bellen diese Arbeit durchgehen ließ.

Kommentar von Martin GrafMartin Graf

Sei’s drum. Der medial kolportierte Titelneid ist nicht das Hauptproblem, an dem die Universitäten und in besonderem Maße die Studenten zu knabbern haben. Die Plagiats-Debatte deckt ungeheuerliche Dinge zu, die Wissenschaftsministerin Karl mithilfe der Abgeordneten von ÖVP und SPÖ im Parlament durchgedrückt hat. Unter dem Deckmantel der besseren Planbarkeit wurde zum Gesetz, dass Prüfungen in der Studieneingangsphase nur noch einmal wiederholt werden dürfen. Damit wird die Anfangszeit des Studiums zur Knock-out-Periode. Studenten können nun einwandfrei ihren Abschied planen, wenn sie bei Prüfungen zweimal versagen. Es wäre spannend zu erfahren, wie viele Abgeordnete und Minister der Regierungsparteien heute titellos dastünden, hätte dies zu ihrer Zeit auch schon gegolten.

Was an den Schikanen besonders verärgert, ist die fehlende Perspektive. Ein Blick auf die Geburtenstatistiken würde genügen, um zu erkennen, dass sich die Lage an den mancherorts überlaufenen Unis in wenigen Jahren von selbst entspannen wird, weil ein 20-prozentiger Rückgang bevorsteht. Was jetzt beschlossen wird, macht nicht nur viele Studienanfänger zu Studienabbrechern, sondern wird auch die künftigen Jahrgänge abschrecken, sich an der Universität zu versuchen. Das mag in den Fächern Publizistik und Soziologie verkraftbar erscheinen, gefährdet aber bei Technikern oder  Medizinern den Technologie-Standort Österreich bzw. die Gesundheitsversorgung.

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Der Widerstand der Österreichischen Hochschülerschaft geht im permanenten gesellschaftpolitischen Engagement der Zwangsvertretung unter. Ende Mai haben die Studenten bei den ÖH-Wahlen Gelegenheit, sich eine neue Vertretung zu wählen. Sie laufen Gefahr, zu Hauptopfern der schwarz-roten Bildungsverhinderungspolitik zu werden, und sollten sich daher, wie dies auch der Ring Freiheitlicher Studenten fordert,  auf die Vertretung der eigenen Belange konzentrieren.

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