Bedeutungsschwanger waren die Worte von SPÖ-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, als er am 22.Juni 2011 den „Schauspieler, Regisseur, Produzenten und Aktionisten" Hubert „Hubsi" Kramar ehrte. Die Theaterlandschaft lebe wesentlich von Leuten wie Kramar. Kramar habe Courage bewiesen und sich gesellschaftskritischer Themen angenommen. Er engagiere sich sozial und politisch. Gar nicht mehr enden wollten die Huldigungen. Hubsi Kramar hatte durch die schon lange angekündigte Verleihung des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien endgültig Einlass in den hohen Olymp des Staatskünstlerdaseins gefunden.
„Hubsi“ Kramar: Der clowneske Claqueur
Geht man der Persönlichkeit „Hubsi“ Kramars auf den Grund, dann offenbaren sich die Gründe für die Dankbarkeit der sozialistischen Kulturverwaltung in der Bundeshauptstadt Wien. So ist Kramar vor allem durch seine Aktivitäten als Claqueur und Linkssympathisant in der Öffentlichkeit aufgefallen. Von der Hetze gegen Kurt Waldheim bis zu Aktionen gegen die FPÖ, überall war „Hubsi“ Kramar dabei. Im Jahr 2000 besuchte er etwa den Opernball in NS-Uniform und mit aufgeklebtem Schnurrbart als Adolf-Hitler-Double. Dieser clowneske Auftritt führte sogar zu einer Festnahme des „Künstlers“. Er rechtfertigte die Aktion, die anderen wohl ein Verfahren nach dem Verbotsgesetz eingebracht hätte, auf der Grundlage seines eigenartigen Weltbildes als Protestaktion gegen Schwarz-Blau.
Der Linkssympathisant
Kramar betätigte sich darüber hinaus aber auch als Linkssympathisant in Sachen Ernst Kirchweger Haus, für dessen Erhaltung er sich sehr intensiv in der Öffentlichkeit einsetzte. 2004 kandierte er sogar auf der Linken Liste, einer Wahlplattform der extremen Linken in Österreich, für die Europawahlen. Der Erfolg war mit knappen 20.000 Stimmen allerdings bescheiden.
Meister des schlechten Geschmacks
Anlässlich des Prozess rund um den Inzestfall Josef Fritzl in Amstetten im Jahr 2009 missbrauchte Kramar das internationale Medieninteresse für einen weiteren skurrilen Auftritt. Begleitet von zwei weiteren Personen fuhr er in einer weißen Stretch-Limousine vor. Sein Begleiter war um den Mund mit blutroter Farbe geschminkt und hatte an seinem weißen Anzug nackte Baby-Puppen befestigt. Befragt von anwesenden Medien, erklärte er damals, dass er eine „ultimative Mediensatire“ vorführen wollte. Zu diesem Zweck war ihm auch das Schicksal der Familie Fritzl und der missbrauchten und jahrelang gefangenen Kinder ein geeignetes Transportthema für seine mediale Selbstinszenierung weit jenseits des guten Geschmacks.
Staatliche Filmwirtschaft ist dankbar
Kramars gesellschaftspolitisches Engagement der besonderen Art hat sich für ihn jedenfalls gelohnt. Von der Alpensaga über den Kaisermühlen Blues und Trautmann bis hin zum Österreich-Tatort wird er als Filmschauspieler seit Jahren besetzt. Die staatliche Filmwirtschaft rund um den ORF hat sich also bisher sehr dankbar gegenüber ihrem „Staatskünstler“ Kramar gezeigt.