Unmittelbar nach Ende seines Studiums gründete Silvio Berlusconi seine erste Firma und war zunächst als Bauunternehmer, danach als Medienmann erfolgreich, ehe er 1978 seine Firmen in der Fininvest bündelte. Wesentlichen Anteil an seinem Aufstieg während einer Zeit, in der Italien von Mafia, Geheimdiensten und Freimaurern beherrscht war, hatte seine „Hausbank“, die Banca Rasini der sich unser zweiter Teil des Rückblicks auf Berlusconis Karriere widmet.
Banca Rasini – Berlusconis Bank
Kurz nach dem Urteil wurde er vergiftet.
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In der Banca Rasini, die die ersten Immobilienunternehmungen Berlusconis finanzierte, war auch sein Vater Luigi Berlusconi und konnte dort vom Kassenangestellten zuerst zum Prokurator und schließlich zum Direktor aufsteigen. In die Schlagzeilen geriet die Bank durch die Verbindung zu Michele Sindona, der als Bankier der Mafia traurige Berühmtheit erlangte. Sindona konnte sich in den 1960er Jahren dank seiner internationalen Vernetzung über die Freimaurer ein riesiges Finanzimperium aufbauen und galt als Bankier des Vatikans; insbesondere pflegte er enge Beziehungen zu Erzbischof Paul Marcinkus, dem Leiter des Institutes für die religiösen Werke IOR, besser bekannt als Vatikanbank. Über Vermittlung des Finanzministers der Regierung Nixon, David Kennedy, konnte Sindona 1972 auch in den USA Fuß fassen und galt als Wunderkind der Finanzbranche.
Gleichzeitig standen aber auch erste Gerüchte über Beziehungen zur sizilianischen Mafia und Geldwäscherei im Raum. 1974, gleichzeitig mit dem Sturz Nixons, geriet auch Sindona ins Straucheln, in Italien wurde gegen ihn ein Haftbefehl erlassen. Nachdem 1979 der italienische Liquidationsanwalt von Sindonas einstigem Imperium von einem Auftragsmörder der Mafia ermordet worden war, wurde der Finanzjongleur an Italien ausgeliefert. Wie sich vor allem durch Zeugenaussagen verschiedener Mafiazeugen herausstellte, war Sindona der Vermögensverwalter und Geldwäscher der palermischen Mafiaclans der Bontates und Inzerillos gewesen. Vier Tage nachdem Sindona in Italien zu viermal lebenslänglicher Haft verurteilt worden war, starb er im Gefängnis an einer Cyanidvergiftung.
Mafiabosse hatten Konten bei der Banca Rasini
ein jähes Ende, erhängt unter einer Londoner Brücke.
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Im Zuge der Ermittlungen im Fall Sindona stießen die Ermittler bei der Banca Rasini auf Konten der Corleoneser Mafiabosse Toto Riina und Bernardo Provenzano, die zu diesem Zeitpunkt seit mehreren Jahren im Untergrund lebten, sowie anderer Mafiosi. Neben Sindona unterhielt mit Roberto Calvi auch ein anderer Bankier der Mafia Geschäftsbeziehungen zur Banca Rasina. Calvi, der Chef der Banca Ambrosiano, war neben seiner Tätigkeit für den Mafiaclan der Corleonesi ebenfalls für den Vatikan tätig und fand 1982 sein Ende erhängt unter einer Londoner Brücke.
Neben verschiedenen Aussagen von Personen mit mafiösen Hintergrund und den entsprechenden Konten brachte auch der Erwerb von Anteilen an der „Brittener Anstalt“, der von Luigi Berlusconi als Prokurist genehmigt worden war, die Banca Rasini in Verruf. Die „Brittener Anstalt“ stand in Verbindung zur Nassauer Cisalpina Overseas Bank, in deren Verwaltungsrat Michele Sindona, Roberto Calvi, Paul Marcinkus und Licio Gelli saßen. Im Zeitraum dieser Verbindungen in den 1970er Jahren war Silvio Berlusconi weiter Kunde der Banca Rasini, bei der er 38 Holdings registriert hatte.
Steuerfahnder wurde Abgeordneter bei Berlusconi-Partei
Ein weiterer Vorgang im Umfeld der Banca Rasini verfolgt Berlusconi bis heute. Massimo Maria Berutti sollte als Steuerfahnder einen Teil von Berlusconis frühem Firmengeflecht bei der Banca Rasini überprüfen und stellte die Ermittlungen ein. 1979 wurde er Konsulent der neuen Fininvest, später Parlamentsabgeordneter von Berlusconis Partei Forza Italia bzw. Popolo della Liberta. Inzwischen wurde Berutti wegen Geldwäscherei zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Er soll auch die Geschäftsbeziehungen zwischen Fininvest und dem britischen Anwalt David Mills, dem Ehemann einer Abgeordneten und ehemaligen Ministerin der Labour Party, organisiert haben. Mills wurde in Italien in zwei Instanzen wegen Korruption schuldig gesprochen; der Kassationsgerichtshof hob das Urteil in letzter Instanz jedoch auf, da die Taten um ein Jahr verjährt waren.
Teil I: Berlusconis Aufstieg in den bleiernen Jahren