Die Kronen Zeitung und die Tageszeitung Österreich mögen einander nicht und haben schon so manchen Strauß vor Gericht ausgefochten. In einem Punkt sind die sich jedoch einig: Beide Blätter mobilisieren nach Kräften für die Abschaffung von Wehrpflicht und Zivildienst und sind damit die wichtigsten Sprachrohre von Verteidigungsminister Darabos (SPÖ) in seinem zunehmend aussichtslosen Kampf.
Es darf daher nicht verwundern, dass beide Blätter heute in ihren Printausgaben ausführlich über ein Facebook-Posting berichten, durch das sich Darabos einer gefährlichen Drohung ausgesetzt fühlt. „Anzeige nach Morddrohung gegen Minister“ titelt die Krone, „Minister mit Mord bedroht“ heißt es in Österreich. Darabos soll laut den Berichten Anzeige gegen Unbekannt erstattet haben, weil ein Nutzer auf der Facebook-Seite der Initiative „Pro Wehrpflicht“ geschrieben hatte: „Darabos schreitet seiner Laternisation mutig entgegen“ – eine Anspielung auf das Schicksal des k.u.k. Kriegsministers Latour, der im Revolutionsjahr 1848 von Aufständischen gelyncht und an eine Laterne gehängt worden war. Die Krone druckt dazu noch einen kaum umformulierten Wikipedia-Artikel über Latour ab und behauptet, dass der Begriff „laternisieren“ seither verwendet werde.
Wehrpflicht-Befürworter als Rechtsradikale verunglimpft
Die kindische Aufregung über das geschmacklose Posting dient freilich sowohl Darabos als auch seinen medialen Verbündeten nur dazu, die Wehrpflicht-Befürworter, die ihre Sympathie für die Wehrpflicht auf der Facebook-Seite in großer Zahl (aktuell rund 12.150) dokumentiert haben, zu diskreditieren. Darabos erklärt, er lasse sich durch „Drohungen von Rechtsradikalen nicht einschüchtern“. Woher er zu wissen glaubt, dass der Schreiber „rechtsradikal“ ist, wird nicht verraten. Dafür glauben sowohl Krone als auch Österreich dass hinter „Pro Wehrpflicht“ ein „Verein des FPÖ-Nationalratspräsidenten Martin Graf“ steht.
Ein wenig Recherche außerhalb von Wikipedia und dem Kabinett des Verteidigungsministers hätte ausgereicht, um diese Falschbehauptung vermeiden zu können, die für die beiden Zeitungen wohl rechtliche Folgen haben wird. Medieninhaber und Herausgeber der Webseite „Pro Wehrpflicht“ ist nämlich „Unzensuriert – Verein zur Förderung der Medienvielfalt“, die Vereinsführung scheint im Impressum auf. Martin Graf findet sich darin nicht und ist auch kein Mitglied des Vereins.
Das inkriminierte Posting vom 2. Dezember wurde sofort nach Kenntnis der Zeitungsberichte gelöscht. Ein kurzes Mail aus dem Kabinett Darabos hätte wohl dazu geführt, dass dies schon zwei Wochen früher geschehen wäre, doch das lag wohl eher nicht im Interesse des Ministers und seiner Medienabteilung.
Wer die Informationsarbeit von „Pro Wehrpflicht“ würdigen möchte, folgt jetzt erst recht auf Facebook. Wer die Petition noch nicht unterschrieben hat, kann dies auf der Webseite nachholen.